Mindelo

Nach einer schnellen Fahrt mit bis zu neun Knoten über Grund erreichen wir am frühen Nachmittag Mindelo, die „heimliche Hauptstadt“ der Kap Verden. Im großen Ankerplatz vor der Marina fällt der Anker ins türkisblaue Wasser und gräbt sich tief ein, das ist bei den in den nächsten Tagen folgenden Sturmböen auch ganz gut so.

Wieder einmal ist es die Erwartungshaltung, die mitbestimmt, wie man einen neuen Ort erlebt: Wir haben uns auf eine laute, hektische und schmutzige Stadt eingestellt und sind begeistert wie hübsch und entspannt es hier ist! Am Ankerplatz liegen wir – wenn auch manchmal von Böen mit bis zu neun Windstärken durchgeschüttelt – wunderbar ruhig und in der Stadt gibt es (fast) alles was das Herz begehrt (wenn es nicht gerade ausverkauft ist, manchmal gibt es auf ganz Sao Vincente keine Zwiebel weil das Zwiebel-Schiff nicht gekommen ist, oder es gibt keine Eier, oder…). Einige Supermärkte, mehrere große Gemüsemärkte und ein großer Fischmarkt machen das Einkaufen zum Vergnügen. Es gibt sogar frisches Joghurt! Wir leben zwischenzeitlich von Gemüse und Fisch, Fisch gibt es in allen Variationen und Qualitäten: vom Thunfisch-Steak, das auf der ZIG ZAG rosa gegrillt wird und so köstlich schmeckt, dass mir beim Schreiben schon wieder das Wasser im Munde zusammenläuft (danke Georg) über Schwertfisch-Filets, Doraden-Braten, Wolfsbarsch aus dem Rohr bis hin zur Riesenbrasse, die ich persönlich zubereite und die dann nach zwei Bissen über Board geht, und mir dennoch als Abschiedsgeschenk eine Fischvergiftung zurücklässt. Wir lernen davon, und ab sofort wird ein großer Bogen um einen Fisch gemacht, bei dem wir auch nur ein ganz klein bisschen ein schlechtes Gefühl haben.

Wir treffen viele Bekannte, Heinz mit seiner KIKAM ist hier, die ZIG-ZAGs laufen knapp nach uns ein, Alice und Plume und einige andere Backpacker sind bereits angekommen. Die FLORIMELL fehlt noch, sie schafft es bei dem starken Nord-Ost nicht nach Sao Vincente und ist einige Tage abgängig, doch kaum haben wir eine Suchmeldung aufgegeben, da bekommen wir auch schon ein Lebens-Zeichen. Es gibt Partys am Marina-Steg, Stammtisch am Trans Ocean Stützpunkt, es ist eine richtige Segler-Gemeinschaft geworden. Sylvester feiern wir in einer großen Runde am Steg und genießen dann das großartige Mitternachts-Feuerwerk am Hafen. Es ist eine wunderbare Stimmung, es müssen tausende Menschen sein, die das Feuerwerk gemeinsam betrachten, eine fröhliche und ausgelassene Menge, die sich über die bunten Lichtblitze freut wie wir das noch nie erlebt haben, voller Begeisterung wird das Spektakel gefeiert. Später gibt es noch bis in die Früh Live-Konzert und ausgelassene Partystimmung. Am Neujahrstag streamen wir dann das österreichische Neujahrskonzert von Ö1 und beschallen das Ankerfeld, aber außer uns ist wohl noch niemand auf…

Der Sonntag beschert uns dann das nächste Mindelo-Groß-Ereignis: Ein Umzug (zum Schulstart, Universitäts-Start, Karneval, Neujahr…, so genau haben wir das nicht herausgefunden). Jetzt wissen wir wofür die Trommel-Partien die letzten Tage so intensiv geübt haben, immer wieder haben wir das Wummern in der Stadt gehört – zu den archaischen Trommelklängen tanzen nun dunkle maskierte Gestalten, und eine Riesenmenge von nicht ganz so dunklen und nicht maskierten Menschen tanzt mit, Tadeja mittendrin! Der Umzug schlängelt sich den ganzen Nachmittag durch die engen Gassen und zieht über die Plätze von Mindelo, es ist ein ausgelassenes und friedliches Fest ohne Alkohol und mit nur wenigen Taschendieben.

Wir haben zwischenzeitlich unsere Reiseplanung überarbeitet und wollen nun gemeinsam mit ZIG ZAG direkt in die Karibik segeln, wir freuen uns auf ankern, schnorcheln und baden. Brasilien muss noch etwas warten, das ist aber nur aufgeschoben und nicht aufgehoben. Wieder einmal wird verproviantiert, Wasser und Diesel gebunkert und die KALI MERA für die Abreise fertig gemacht. Aber vor der Abreise planen wir noch für einige Tage einen Abstecher mit der Fähre auf die „Wander-Insel“ Santo Antao, die alle, die schon dort waren, begeistert hat (Anmerkung der Redaktion: schon erledigt, war unvorstellbar schön, Bericht folgt gesondert).

6 Antworten auf „Mindelo“

  1. Hallo liebe Tadeja,
    ich kann es mir gar nicht vorstellen, wie es ist, so lange auf dem Meer unterwegs zu sein, den Atlantik zu überqueren! Ihr habt meine volle Bewunderung! Danke für Eure interessanten, lebendigen Schilderungen Eurer Reise! Ich denke an Euch –
    ganz herzliche Grüße –
    Waltraud

    1. Liebe Waltraud, ich freue mich, dass du in Gedanken dabei bist! es ist eine art zu reisen, die verändert, und das ist sehr schön! bitte, lass auch Hanna ganz lieb von mir grüßen, alles alles liebe aus der Karibik

  2. Hallo ihr beiden Weltenbummler!

    Das klingt ja alles fantastisch! Wir freuen uns mit euch, dass es euch so gut geht und so wunderschöne, lustige und schöne Dinge erleben könnt. Deine Schilderungen zu lesen macht Freude, habe es bis jetzt zu wenig gelesen und bin am „Nachlesen“……

    Wo werdet ihr jetzt wirklich im April sein und würdet ihr wirklich Gäste „vertragen“??
    Bei uns alles gut….:-)) und im grünen Bereich!

    Brigitte und lbg von Heinz

  3. Juchhuhuuuu! Land in Sicht! Und wohl schon geankert in Charlotteville! Endlich wieder Boden unter den Füßen! Toll gemacht Ihr ZWEI! Und jetzt genießt die Karibik!
    Liebe Grüße von den Dahamas!
    Irene und Hermann

    Pusej, Tadeja

    1. Servus, nosi „dahamas“ – ja, wir sind wirklich im paradies gelandet – wie aus der werbung! wir sind noch am aklimatisieren und begreifen, dass wir wirklich auf einem anderen kontinent stehen – das gehen fühlt sich auch sehr sonderbar an! wir denken mit sonnenschein im herzen an euch und schicken euch ganz liebe grüße, von den weltenbummlern

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