Die Straße von Gibraltar zeigt uns ihr freundliches Gesicht – kaum Verkehr, ruhiges Meer und auch die Sicht ist gut. Nichts von den erzählten „Schauererfahrungen“! Mehrfach zeigen sich zu unserer Freude große Gruppen von Delfinen und einmal wohl wieder zwei oder drei Wale – sie waren zu weit weg um sie eindeutig zu bestimmen, für die Entfernung jedoch schienen sie viel zu groß und behäbig, um Delfine zu sein.
Fast merken wir nicht dass wir in den Atlantik überwechseln, so ruhig und glatt empfängt er uns – der geopferte Campari scheint Poseidon zu schmecken, bekommt er sicher nicht so oft! Doch in der zweiten Nachthälfte während Herberts Wache kommt Wind auf und wir brausen hart am Wind mit 7-8 Knoten entlang der marokkanischen Küste, mit ausreichendem Respektabstand wegen der weit draußen ausgelegten Fischernetze – auf Grund der Krängung schlafe ich supergemütlich quer und etwas aufrecht im Bett. Not macht erfinderisch!
Die hohen und weichen Wellen tragen uns dann bis zur Flussmündung von Rabat, was das Einlaufen laut Berichten schwierig machen könnte. Ein Lotsenboot holt uns ab, von links und rechts winken sie uns aus Fischerbooten zu, während riesige Wellen unter uns hindurch rollen. Dann bleiben wir in einem Wellental fast stehen, um dann von der größten Welle wie auf einer Achterbahn hoch emporgehoben zu werden, während das Lotsenboot dahinter ganz verschwunden ist. Danach, als wäre es nur ein Spuk gewesen, fahren wir in völliger Ruhe den Flusslauf entlang bis zur modernen Marina, die erst wenige Jahre in Betrieb ist.
Natürlich gehen wir, oder besser gesagt ich, gleich einmal einem bemühten Galeristen auf den Leim, der uns eine Stadtführung verspricht und uns – in Erwartung eines Großeinkaufs – in die Keramikwerkstätten von Salé führt. Nachdem er von uns aber nichts als große Bewunderung für die Töpferwaren erntet, bringt er uns zu seiner Ehrenrettung noch zum wunderschönen Grabmal von Abou el-Hassan Ali und lässt uns dann wieder frei. Die Medina (Altstadt) von Rabat beschließen wir dann am Nachmittag auf eigene Faust zu erkunden.
Nach einer Pause am Schiff setzten wir mit einem traditionellen Ruderboot von Salé nach Rabat über, spazieren durch die Alhambra und die Andalusischen Gärten, inspizieren von den hohen Stadtmauern die eingehenden Atlantik-Wellen und holen uns mit einer Zuckerspritze marokkanischen Minztees neue Kräfte. Im farbenprächtigen Basar und den schmutzigen Straßen bekommen alle unsere Sinne neue Impulse und wir wissen – wir sind im Orient, wir sind in Marokko.













