Apulien

Nach zwei Tagen in Siena Machen wir uns auf den Weg Richtung Apulien. Wir halten uns fern von jeder Autobahn und kurven auf Landstrassen bergauf und bergab durchs Gebirge. Aus den vier Stunden Fahrtzeit nach Agnone, einem Bergdorf auf ca. 1000 m Seehöhe, werden es fast acht. Wir fahren bei Maroni-Plantagen vorbei, rollen durch blühende Gegenden und schrauben uns immer höher hinauf auf die Pässe, mitten in die an den Bergen tiefhängenden Wolken. Mit der Höhe wird es kühler, von 36 Grad kommen wir auf 18 Grad auf weit über 1000 Metern. Wir fahren unseren Navi mit den OSM Karten nach, das kann immer einen Überraschungseffekt haben wenn wir wirklich die kürzeste Route geführt werden und uns wie auf einer Expedition ins Ungewisse fühlen. Auf den letzten Pässen vor Agnone wird es dunkel, im Schrittempo geht es über die „Schweizer-Käse“- Strassen mit den riesigen Schlaglöchern die heimtückisch immer nach einer Kurve oder sonstwo, wo sie schlecht sichtbar sind, lauern. Dichter Nebel hüllt uns ein und es wird kühl – am liebsten würden wir am nächsten Parkplatz kampieren. Agnone entpuppt sich dann als sehr hübscher Ort, ein italienischer Gebirgs-Tourismus-Ort, freundliche Menschen die ausschließlich italienisch sprechen, und sehr guter Rotwein. Am nächsten Tag entdecken wir in der nächsten Salameria Trüffel-Spezialitäten (in Öl, Trüffelpaste…), die wir für unsere Kombüse erstehen. Wir sind mitten in der Trüffelgegend, überall sind die kleinen Freunde, sogar auf der Lammkeule und den Spaghetti. Agnone haben wir uns spontan als Ziel auserkoren, nachdem wir Google gefragt haben, wo es denn ein Bergdorf in Mittelitalien gibt.

Die Landschaft hier ist großartig, die Bergwelt der Abruzzen wechselt sich mit fruchtbaren Tälern ab, Dörfer werden auf die Spitzen der Hügel gebaut, alles in Rot-Tönen und mit mindestens einer mächtigen Kirche mittendrin.   Am nächsten Tag geht es weiter nach Apulien, ich bin schon ganz voller Vorfreude auf die Trullis, die sonderbaren spitzen Steinhäuschen, die es rund um Alberobello gibt. Wir werden nicht enttäuscht, die Trullis schauen noch hübscher aus als wir uns das vorgestellt haben, bei manchen möchte man warten bis Bilbo Beutlin aus dem Wochenendhaus herausschaut. Wir wohnen in einem wunderschön renovierten Bauernhaus (mit kleinen Trulli Türmchen) in den Olivenhainen, ein wunderbarer Platz, wo wir leider nur eine Nacht bleiben können (bis 2016 ausgebucht, Bewertung auf Booking.com 9.9), ein Paradies. Wir verbringen den milden Abend mit Parma-Schinken, Käse und dem lokalen vollmundigen Primitivo (zumindest ich, Tadeja bleibt bei Ihrem Bianco) im Garten, eine traumhafte und friedvolle Idylle. Sogar die Gelsen sind bemüht, die Stimmung nicht zu beinträchtigen, sie beißen so dass man erst am nächsten Tag merkt, dass es juckt J Am nächsten Tag gibt es das beste Frühstück, das wir je in einer Herberge bekommen haben, einfach unbeschreiblich, alles frisch für uns zubereitet, nur Bio-Produkte, wir würden gerne noch bleiben…

Zwischenzeitlich haben wir bei Elio nachgefragt wie den der aktuelle Gesundheitsstatus unseres Generators ist, Dr. Elio hat etwas von Fieber und fehlenden Ersatzteil-Medikamenten gesprochen, wir verlängern dann den Mietwagen um zwei weitere Tage und haben keinen Stress mit der Rückkehr nach Crotone. Den nächsten Abend verbringen wir in Matera, mitten in den Sassi, ein tolles Hotel mit traumhafter Terasse über der Schlucht. Fast einen ganzen Tag erkunden wir Matera, sind dann müde und begeistert und machen uns auf den Rückweg nach Crotone. Nach über zwei Wochen unterwegs bin ich wieder ganz glücklich am Schiff, jetzt wird selbst gekocht und kein Restaurant sieht uns mehr in den nächsten Tagen, es gibt italienische Köstlichkeiten aus der eigenen Kombüse (und Primitivo, den ich in Alberobello vorsorglich auf Reserve gekauft habe).

Der Generator ist immer noch krank und wird es auch noch einige Tage bleiben, aber für Sonntag ist nun der Einbau final vereinbart worden, Elio hat uns zwar schon x-mal versprochen, dass alles in ein-zwei Tagen fertig ist und nie hat´s geklappt, er wirkt aber trotzdem jedesmal so vertrauenswürdig, dass wir es diesmal auch wieder glauben wollen. Ich nutze die Zeit und erledige einiges am Schiff was ich schon seit einiger Zeit aufgeschoben habe (Gasfach abdichten, Solarkabel neu verlegen, Backskiste reinigen) und dann machen wir einen Segelausflug in den Süden und kommen erst wieder zurück wenn Elio und der Generator …

Wir sind nun schon seit über drei Monaten unterwegs und haben es erst bis nach Italien geschafft – wo auch immer wir sind, würden wir gerne etwas bleiben, und Italien hat es uns besonders angetan. Wir müssen nun wohl oder übel unser Tempo etwas erhöhen, wenn wir im September in Gibraltar den Atlantik begrüßen wollen, ich verstehe immer besser dass man einige Jahre mehr für eine Reise reservieren sollte. Wir gleiten sehr ruhig voran, es ist nicht hektisch und auch nicht aufregend, es ist ein sanftes Weiterziehen von einem Lager zum nächsten, ein Tempo in dem die Seele mitkommt, wir genießen das sehr. Ich bin viel langsamer geworden und habe es nicht mehr so eilig, die Tage vergehen ohne dass ich das Gefühl habe, etwas zu versäumen, es ist sehr schön.

Apulien
Apulien
aufbauendes Kirchenportal in Matera
aufbauendes Kirchenportal in Matera
Crotone, Festung und Herbert
Crotone, Festung und Herbert
erste Zeichen von Entspannung erkennbar
erste Zeichen von Entspannung erkennbar
Matera, Balkonblick, Nacht
Matera, Balkonblick, Nacht
Matera, Balkonblick, Tag
Matera, Balkonblick, Tag
seltene Aufnahme eines Trulls auf seinem Haus
seltene Aufnahme eines Trulls auf seinem Haus
Tartuffo Ort
Tartuffo Ort
Trulli Juhuu
Trulli Juhuu
Trulliland
Trulliland
Trullis machen fröhlich, tanzende Elfe
Trullis machen fröhlich, tanzende Elfe

4 Antworten auf „Apulien“

  1. Verfolge Eure Reise nun schon ein bisschen und freue mich mit Euch, wie schön Ihr es habt. Habe gerade die letzten Stationen den Kindern gezeigt, da wir am Sonntag in die Toskana aufbrechen werden: Nach „Asvanara“ (http://www.ocean-of-life.it/seminare/asvanara/asvanara.html) – ein Ort wo ich schon lange hin will und sehr gespannt bin, was uns dort erwartet. Werden Eure Reise weiter verfolgen, in der Hoffnung bei den Kindern doch noch Begeisterung fürs Segel wecken zu können …

    Inzwischen alles Liebe aus dem ziemlich heißen Wien,
    Katinka, Anna, Klara

    1. Liebe Katinka, da wünschen wir Euch ganz tolle Tage in der Toskana und sind schon ganz gespannt wie es Euch gefällt, wir haben die Zeit dort sehr genossen! Alles Liebe, Tadeja und Herbert

  2. Hallo Tadeja und Herbert!
    Tolle und interessante Berichte von eurem Abenteuer! Ich bin dabei und doch soooo bequem vor dem PC!
    Danke auch für die schönen Fotos von euch!
    Bin mit guten Gedanken eure Begleiterin!
    Liebe Grüße!
    Pušej

    1. Halo, teta Irena! fajn da naju spremljas in hvala za tvoje dobre misli! jih vedno potrebujema! Se vidimo kmalu doma!
      Hallo, Tante Irene! schön, dass du uns begleitest und danke für deine guten Gedanken – die können wir immer brauchen! bis bald zu Hause!
      Grüße pa pusej

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