Poros

Am Tag nach dem Meltemi-Kurzbesuch ist es wieder ruhig und wir segeln gemütlich nach Poros. Zwischendurch ist der Wind weg, die Maschine läuft und plötzlich fällt mir auf, dass die Batteriespannung auf über 15 Volt steigt – der Regler der Lichtmaschine schaltet anscheinend nicht ab. Wir schalten alle elektrischen Geräte ein (sogar den Heizlüfter) um die Batteriespannung zu senken und die Batterien nicht aufzukochen, erfolgreich. In Poros ankern wir neben der Boje von KARMA – Karl und Vera sitzen schon im Dingi mit einem Willkommensbier für mich. Poros ist Karls „Heimatort“, er kennt hier nicht nur die Leute sondern auch die besten Tavernas – also wird am Abend gemeinsam geschlemmt und auf unser aller Wohl getrunken. Vera und Karl müssen zurück nach Wien, wir dürfen bleiben.

Bei Spiros werden Schoten für Genua, Ballooner und die Passatbäume bestellt und der Elektriker organisiert. Antoni ist auch wirklich am nächsten Tag um 11 Uhr am Kai und kommt auf die KALI MERA zum Regler-Prüfen. Kurze Fehleranalyse – es ist alles ok. Antonis spricht nur Griechisch, es ist also mit meinen Altgriechisch-Kenntnissen gar nicht so einfach ihm auszugriechischen dass der Regler erst dann nicht mehr funktioniert, wenn die Batterien voll sind. Nach einiger Zeit ist es dann soweit – Ladespannung steigt auf 16 Volt, hurra, der Regler ist hin und Antoni glaubt es mir endlich. Ein neuer Regler wird bestellt, soll am Mittwoch aus Athen kommen, das passt gut weil auch die Schoten am Mittwoch kommen sollen. Wir haben also Zeit um Poros kennenzulernen, auch eine Besichtigung der beiden Sehenswürdigkeiten „Kloster“ und „Poseidonheiligtum“ steht am Programm.

Montag spazieren wir im Ort von einem Kaffenion ins nächste und machen ansonsten nichts, am Dienstag steht wieder Sport am Programm und wir satteln die Räder, auf geht’s zum Kloster. Es ist nicht allzu weit, aber natürlich geht es mit etwas Gegenwind bergauf und bergab, ich verzichte auf die Klosterbesichtigung und bleibe im Kloster-Kaffenion, ein wunderbarer Ort zum rasten und auftanken. Das Wasser zum Kaffee kommt aus der „Quelle des Lebens“, die dem Kloster dem Namen gegeben hat. Danach geht es weiter zum Poseidon-Heiligtum, unglaublich welche Steigungen wir da wieder hinaufmüssen, es geht quer über die Insel und dann in Serpentinen hinauf zur Poseidon-Wohnung. Er hat sich wirklich einen tollen Platz ausgesucht, hoch oben mit Meerblick, aber er dürfte schon einige Zeit nicht mehr dort gewesen sein, es ist alles schon ziemlich renovierungsbedürftig (mit einem guten EU-Förderprojekt-Consultant zur Seite hätte er das sicher über Brüssel finanzieren können, aber das ist wohl eines ordentlichen griechischen Gottes unwürdig).

Am Abend leisten wir uns ein Abendessen bei Vlachos, großartig und unschlagbar günstig, Tadeja kauft hier auch fünf Liter Olivenöl und wir kündigen uns für den nächsten Abend wieder an. Am Mittwoch kommt zwar kein Elektriker (der soll nun am Donnerstag kommen), aber ich installiere einen Inverter beim Kartentisch, ersetze die falsche Leine beim Main-Outhaul und stelle alle Wanten neu ein, Basar und die Yakomos-Truppe sollten heute eigentlich den ganzen Tag Schluckauf haben, ich habe viel an sie gedacht. Das SSB-Funkgerät und das Pactor Modem beginnen ihre wechselseitige Abneigung langsam zu überwinden, die Übertragungsrate wird besser und der Zugriff auf mail- und Wetterdaten klappt schon ganz gut, auch Position Reports können wir absetzen (Position Reports auf Winlink).

Tadeja nutzt die Zeit am Schiff zum Übersetzen, bis November soll das Buch fertig werden, es geht gut voran. Daneben macht sie noch die Ausbildung zum Beiboot-Kapitän und hat das Kommando über das Dinghi auch schon übernommen, nur beim Starten gibt es noch Hilfe, sonst bin ich hier überflüssig. Auf das Dinghi bin auch etwas beleidigt, es hat mich vorgestern ohne Vorwarnung beim Einsteigen abgeworfen, in voller Ausgehmontur bin ich baden gegangen, aber der Rucksack mit dem Computer ist dicht geblieben. Tadeja ist der Meinung es lag am Tsipouro, aber es war natürlich eine unvorhersehbare Kombination aus rutschigen Schuhen, Welle (es hat ganz sicher gewackelt) und zu geringem Luftdruck in schlechter Konstellation mit dem Mars und meinem Biorhythmus.

Wir überlegen nun die KALI MERA hier in Poros für zwei Wochen zu parken um unseren verdienten Urlaub in Ungarn antreten zu können, vielleicht bekommen wir am Wochenende einen vernünftigen Flug nach Wien. Es ist schon enorm wie man hier am Boot eingespannt ist und um was man sich alles kümmern muss, es gibt immer etwas zu tun und ununterbrochen müssen wichtige Entscheidungen vorbereitet und getroffen werden (zB. ob ich heute ein Mythos oder ein Fix trinken werde), da freuen wir uns schon auf etwas Erholung in Sichtweite.

 

Poros - Blick vom Schiff
Poros – Blick vom Schiff
Poros - Flying Dolphin
Poros – Flying Dolphin
Poros - Inselrundfahrt
Poros – Inselrundfahrt
Poros - Quelle des Lebens
Poros – Quelle des Lebens

Poros - Klostercafe

Poros - Poseidontempel
Poros – Poseidontempel
Poros - Poseidonheiligtum
Poros – Poseidonheiligtum
Poros - Küste
Poros – Küste
Poros - Abendstimmung
Poros – Abendstimmung

3 Antworten auf „Poros“

  1. Tja, ganz schön hart so ein Segeltörn! Mir ständig zu überlegen, welche Biersorte ich heute trinken möchte – also davon bekäme ich auch Erschöpfungszustände. Ob das Bashing der Yakomoz-Truppe wohl eines Tages aufhört? Ich fliege am Sonntag wieder runter nach Kuşadası und werde mal schauen, ob alle in den vorzeitigen Ruhestand gegangen sind, nachdem sie die Kali Mera ausgenommen haben… Ich meinerseits werde in aller Ruhe meine Elektrolyse-Problem nachgehen… Beste Grüsse aus Zürich und gute Erholung in Ungarn wünscht Daniel.

    1. Hi daniel, schöne grüsse an die leute in kusadasi, ich bin schon gespannt auf das Ergebnis Deiner Spannungs-Forschungen. Ich werde mir übrigens so ein kleines Messgerät einbauen mit dem ich – wie bei der Super Maramu – den Widerstand zwischen Erde und den Batteripolen messen kann. Wir haben gestern den Laderegler bei der Lichtmaschine ausgetauscht, jetzt ist wieder alles ok (bei ebay habe ich komplette neue lichtmaschinen inkl. Regler um 100 eur gefunden, ist nicht schlcht als Ersatzteil…). Ein wenig „mulmig“ ist es dass wir weg vom Schiff sind und die KALI MERA einfach so vor Anker lassen, aber ich muss da nun einfach vertrauen dass alles auch ohne mein ‚mich wichtig machen‘ ok ist. 60 Meter Kette und den Anker mit 2500 Touren eingefahren, da sollte auch der angekündigte Nordwind ok sein. Jedenfalls sind wir gerade am Weg vom regnerischen Griechenland ins heisse Ungarn :-). Wir wünschen schöne Tage in der Türkei. PS: ich habe mich nun zwei ganze Tage als Amel Rigger betätigt, teile gerne einmal meine Erkenntnisse mit Dir…

      1. Servus Herbert
        Besten Dank für Deine Antwort. Die Grüsse richte ich gerne aus, wenn ich das nächste Mal unten bin. An so einem Gerät wie bei der SM wäre ich auch interessiert. Wo kriegt man so was?
        Ich bewunderte in der Tag Deinen Mut, die Kali Mera so in der Bucht zurückzulassen. Aber es ist ja alles gut gegangen. (Wir Schweizer lassen uns ja gegen alles versichern und geben, glaube ich, am meisten für Versicherungsleistungen im europäischen Vergleich aus – sind also mithin die ängstlichsten Leute in ganz Europa…)
        Auch bez. AMEL Rigg bin ich sehr interessiert an Deinen Erfahrungen. Ich sehe einfach, wie naiv und vertrauensselig ich vor einem Jahr an die ganze Sache heran gegangen bin. War einfach der Meinung, dass die „Fachleute“ das schon richtig machen… Bei meinem letzten Aufenthalt habe ich alle „Deine“ Todos sauber abgearbeitet: Halterung der Passatbäume auf die richtige Höhe genommen, usw. Was mich extrem irritiert hat, war die Tatsache, dass der Hauptmast in der Tat leicht nach vorne schaut, wie Du richtigerweise festgestellt hattest. Da staune ich einfach nur. Aber wie gesagt, ich mache nicht nur negative Erfahrungen in der Türkei. Zum Teil sind die Handwerker auch sehr kreativ – im besten Sinn des Wortes -, flexibel und unkompliziert.

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