Costa Rica reizt uns schon seit Studientagen. Ein kleines Land in Mittelamerika zwischen Panama und Nicaragua, ein Staat ohne Militär, die eingesparten Verteidigungsausgaben werden in Bildung investiert, der Lebensstandard ist besser als irgendwo sonst in Mittelamerika, es ist fast ein bisschen euopäisch. Hier wollen wir noch einmal Station machen, bevor wir uns auf den Pazifik hinauswagen, Costa Rica gilt es für uns auch am Landweg zu entdecken, Tourist auf vier Rädern.
Nach einer Nachtfahrt kommen wir Freitag mittags in Golfito, im Golfo Dulce, an und werfen den Anker vor der Banana Bay Marina. Wir haben uns beeilt, Freitag nachmittag machen die Behörden Feierabend, Montags hat „Customs“ geschlossen, und wir möchten so bald als möglich offiziell einreisen und uns an Land frei bewegen.
Mit gemischten Gefühlen kommen wir nach Golfito, der Revier-Führer spricht von häufigen Diebstählen, man darf das Schiff keinesfalls unbeaufsichtigt lassen, im Internet findet man jede Menge Warnungen. Die seglerische Gerüchteküche brodelt, die Preise sollen infernalisch hoch sein, das Bier (der vielleicht wichtigste seglerische Preisindikator) mehr als doppelt so viel kosten als in Panama, das Einkaufen insgesamt eine finanzielle Tragödie sein. Die Marinas seien unbezahlbar, Costa Rica nur auf Motoryachten und Big-Game Fisher ausgelegt. Die Banana-Bay Marina würde 15 Dollar für das Anlanden mit dem Dinghi verrechnen, ein Liegeplatz für unser Schiff würde über 120 Dollar pro Tag kosten. Hurra, alles falsch, der gute alte Murphy mit seinen Gesetzen ist tot, es ist ales viel besser als erwartet.
Wir fahren mit dem Dinghi in die Marina und machen dann die Behörden-Wege. Im Marina-Office werden wir freundlichst empfangen und zahlen müssen wir gar nichts. Das Internet ist frei, der Bierindex nicht über 1, das Restaurant ist einladend, die Bedienung aufmerksam. Ein paar Tage bleiben wir vor Anker, dann bekommen wir in der Marina einen sicheren Liegeplatz, an dem wir die KALI MERA für unsere Exkursion ins Landesinnere lassen können. Statt dem „offiziellen Preis“ von 2,5 Dollar pro Fuß (unser Boot ist 46 Fuß lang) bekommen wir einen Sonderpreis von 70 cent pro Tag, die ganze Banana Bay Mannschaft ist äußerst liebenswürdig, hilfsbereit und zuvorkommend! Segler, kommt ihr nach Costa Rica, dann macht hier Halt! Banana Bay, eine klare Empfehlung von uns! Der einzige Nachteil ist die enorme Hitze , März ist angeblich der heißeste Monat des Jahres, es gibt keinen Wind und die Sonne brennt unbarmherzig, wir müssen uns also so schnell es geht einen Mietwagen besorgen und in die Berge fahren (dort soll es zwischen 5 und 15 Grad haben, wunderbar).
In Puerto Jimenez, auf der anderen Seite des Golfo Dulce, bekommen wir unser Mietauto, einen Toyota Allrad (eine Kategorie besser als gebucht, kein Aufpreis), der uns eine Woche durch Costa Rica begleiten wird. Die Tour wird wunderschön, es geht über fast 1600 km kreuz und quer durchs Land, über Stock und Stein, über Berge und durch Täler, von der Küste auf 3.500 Meter Seehöhe, über Schotterpisten, durch Flüsse und auf Vulkane. Der Costa Rica Ausflug hat einen eigenen Beitrag verdient, den reichen wir von Hawaii aus nach ?.
Zurück in Golfito machen wir die KALI MERA reiseklar, wir werden die lange Reise über den Pazifik von hier aus antreten. Tadeja macht die größte Gemüsebestellung die der kleine Grünzeug-Laden jemals hatte, mit dem Auto überfallen wir noch einen Supermarkt und füllen vor den fassungslosen Angestellten drei Einkaufswagen mit Lebensmitteln randvoll, dann kommen noch die üblichen Schiffs-Reparaturen an die Reihe (diesmal wird die Reling an einigen Stellen nachgeschweißt, die Antennenzuleitung für die Kurzwellen-Anlage ausgetauscht und alle Anschlüsse werden gereinigt, … trotzdem sind unsere Funk-Verbindungen alles andere als zuverlässig) und das Angel-Equipment ergänzt. Die KALI MERA sieht aus wie ein schwimmender Lebensmittel-Laden, mit größter Wahrscheinlichkeit werden wir zumindest nicht verhungern.
Die Reise nach Hawaii sind über 4.200 Seemeilen, der Wind sollte günstig sein, ca. 35 Tage werden wir wohl unterwegs sein, es kann aber auch etwas länger werden. Wir werden nicht die direkte Route nehmen sondern zuerst nach Norden fahren und erst dann, wenn der Wind stabil in die richtige Richtung weht, den Bug Richtung Hawaii wenden. Wenn wir Funkverbindungen haben dann gibt es Positionsreports, wir rechnen aber damit, dass diese irgendwann nicht mehr aktualisiert werden und wir uns dann erst aus Hawaii wieder melden.
Schönen Frühlingsbeginn allen in Europa, auch wir freuen uns nach dieser Affenhitze auf angenehmeres Klima draußen am Pazifik!