Die Crew der KALI MERA ist gewachsen, Sascha und Julian begleiten uns für eine gute Woche auf der Fahrt nach Norden. Von den „Las Perlas“ aus geht es in einer Nachtfahrt um das „böse Kap“, und dann in kurzen Tagesritten bis Santa Catalina. Im Golf von Panama schiebt uns kräftiger Wind nach vorne, danach kommt der Motor häufig zum Einsatz, es ist schwachwindig und – wie im Mittelmeer – unbeständig mit wechselnden Richtungen. Vorbei ist die Zeit des beständigen Passatwindes, bei dem die Maschine nur zum Einsatz kommt, wenn der Anker geholt wird. Wir haben im letzten Monat nun schon mehr Motorstunden als in einer ganzen Karibik-Saison.
Wind gibt es wenig, dafür umso mehr Fische. Regelmäßig rauscht die Angelleine aus, der schuppige Gott der Fischer meint es gut mit uns und versorgt uns reichlich, von Tuna über Jack bis zum Kingfish, alles zappelt am Haken. Die Gefriertruhe ist voll, unsere Bäuche auch, Tadeja hantiert in der Kombüse zwischen ihren Gewürzdöschen und Vorratsboxen wie eine mittelalterliche Alchimistin und zaubert täglich neue Köstlichkeiten auf unseren Tisch, Fisch in allen Variationen, gegrillt, gekocht, im Curry, gebraten, als Aufstrich und als Suppeneinlage. Wenn die Sonne sich dem Horizont entgegenneigt da füllt sich das Cockpit auch schon mit den Duft von exotischen Früchten, zartem Gemüse und frischem Fisch.
Julian und ich sind für das Schlachten der Trinknüsse zuständig, und da zeichnen wir uns durch Geschicklichkeit, Kreativität und Engagement aus. Die erste Nuss bearbeite ich am Vordeck mit der großen Machete, die wir im Dschungel gefunden haben, es sieht an Board aus wie in einem Sägewerk, und zu allem Überfluss macht das Zeug an Deck Flecken, hartnäckige Flecken, Flecken die erst am nächsten Tag erscheinen und dann auch bleiben wollen. Tadeja ist stolz auf mich. Die nächste Nuss wird daher nicht im Samurai-Stil geschlachtet sondern nach einer Idee von Julian mit der Bohrmaschine bearbeitet. Mit chirurgischer Präzision fräst sich der Bohrer aus Spezialstahl in die weiche Nuss, und alles wäre gut gegangen, wäre da nicht so ein Überdruck in der Nuss, dass der Inhalt durch das frische Bohrloch in einer Fontäne nach oben spritzt, mir direkt ins neugierige Auge und dann über den ganzen Julian, der daraufhin wie eine Blaschke-Kokoskuppel aussieht. Wieder heißt es putzen.
Delphine sind auf der Fahrt und auch auf den Ankerplätzen unsere ständigen Begleiter, wir sehen Buckelwale und einen großen Hai, immer wieder katapultieren sich Rochen aus dem Meer meterhoch in die Luft, es ist sehr lebendig hier, im Wasser, rund um uns.
Den Coiba Nationalpark besuchen wir nicht mit der KALI MERA sondern wir buchen in Santa Catalina eine Tauchtour zu diesem Hotspot des Unterwasser-Lebens, der Flaniermeile der Großen, Bissigen und Bunten. Wir sparen uns damit die exorbitant hohen Ankergebühren und sind einmal richtige Touristen, sehr bequem. Der Tauchgang ist spektakulär, es wimmelt von Haien, großen Groupern, bunten Fischschwärmen, Manta-Rochen, farbenfrohen Rifffischen, Schildkröten und Lobstern, Sascha und Julian sehen bei ihrer Schnorcheltour zwischen den Haien auch noch Muränen. Noch nie konnten wir eine solche Fischvielfalt erleben wie hier, einfach grandios. Auch auf den weiter nördlich gelegenen Inseln, außerhalb des Nationalparks, ist das Schnorcheln wie ein Besuch im Haus des Meeres. Zwischenzeitlich ist auch das Wasser klar geworden und die Meeres-Temperatur ist von 22 Grad auf 29 gestiegen. Humboldt-Strom ade.
Ab Santa Catalina sind wir wieder zu zweit am Boot , Sascha und Julian bereisen Panama noch am Landweg, und bei uns geht es weiter nach Norden, wir müssen ausklarieren und wollen nun zügig weiter nach Costa Rica, der Schweiz Mittelamerikas…