Shelter Bay und Panama Kanal

Sieben Monate waren wir jetzt in Europa. Nicht nur die Arbeit hat uns wieder, auch die ganzen „Annehmlichkeiten der Zivilisation“ durften wir genießen, und, – besonders schön -, es ist für uns nicht mehr selbstverständlich in solchem Luxus leben zu dürfen. Zeit für Familie und Freunde, Geburtstagsfeste, Heurigenbesuche, Urlaub zu Hause machen. Den Wechsel der Jahreszeiten zu erleben und endlich, mitten in die vorweihnachtliche Stimmung hinein, wieder im Schnee spazieren zu gehen. Nach drei Jahren ohne Winter sehen wir endlich wieder die Schneeflocken tanzen und sogar eine kleine Ski-Tour geht sich aus.

Ein paar kalte Wochen sind jedoch genug, für uns soll der Winter schon wieder vorbei sein, es geht wieder zurück zur KALI MERA. Über Istanbul und Bogota fliegen wir nach Panama City, dann weiter mit dem Taxi zur Shelter Bay. Es bleiben uns sechs Stunden bis zum Launch-Termin, wir wollen unbedingt vor den Jahreswechsel-Feiertagen ins Wasser damit wir nicht tagelang im Trockendock leben müssen (habe ich beim Flug-buchen völlig vergessen, dass es hier so etwas wie Feiertage gibt).  In Windeseile wird repariert, geputzt, ausgewintert, poliert, und nach einem halben Tag schaukelt unser Schiff schon wieder fröhlich im Wasser.  Alle Systeme funktionieren, der Innenraum ist trocken und schimmelfrei, aber außen, da hat der Dschungel schon versucht sich ein wenig Terrain zurückzuholen, wahrscheinlich als Rache für die Abholzung der Regenwälder im Amazonas. Dicke grüne Algen wachsen überall, die Vögel haben es sich heimisch gemacht, die Leinen haben eine dezente grünbraune Farbe angenommen, was vorher strahlend weiß war ist jetzt grau-braun-schwarz, aber mit Essig und Soda und viel Motivation schaut nach einigen Tagen alles wieder so aus wie früher.

Die Shelter Bay Marina hat sich als gute Entscheidung erwiesen, das Sommerlager war gut und die Betreuung den karibischen Umständen entsprechend professionell, wir werden hier noch eine Saison verbringen.

Die nächsten Tage verbringe ich entweder im Motorraum oder in einer der Backskisten, neue Systeme zur Optimierung der Energieversorgung werden installiert, die Kühlwasserpumpe gedichtet (mach ich zum Üben gleich ein paar Mal und lerne dabei, wie vorteilhaft es ist, die Welle vor dem Einbau ordentlich zu polieren). Einen neuen Vetus Wassersammler bekommt der Volvo, und der Generator bekommt eine eigene Starterbatterie spendiert. Dieselfilter werden getauscht, Öle nachgefüllt und gewechselt, und damit meine Zeit in den Backskisten nicht allzu bequem wird kehrt die Regenzeit wieder zurück.  Es schüttet wie aus Eimern und der ausgewachsene Starkregen hört nur hin und wieder auf, um einem erfrischenden jugendlichen Nieselregen Platz zu machen.  Die Straßen sind überschwemmt und der Verkehr zwischen Marina und Colon bricht einmal sogar völlig zusammen, – Hochwasser überflutet die desolaten Straßen.

Sylvester feiern wir mit Veronika und Robert von der SEVEN SEAS, die Seglergemeinschaft organisiert eine tolle Grillparty, ganz traditionell tanzen wir uns mit dem Donauwalzer ins Jahr 2018. Und ebenso traditionell sind die Österreicher die letzten, die frühmorgens das Feld räumen.

Gemeinsam mit Veronika machen wir als Linehander einen Trip durch den Panama-Kanal nach Panama-City, wir helfen SAPPHIRE von Elina und Greg die Passage zu machen. Es ist ein beeindruckendes Erlebnis, wenn sich die gewaltigen Schleusen öffnen und wir hoch über dem Meer in den Gatun-See einfahren. Zwei Tage sind wir unterwegs und machen uns mit dem Kanal vertraut, nächstes Jahr sind wir selbst an der Reihe, um die legendäre Kanal-Passage in den Pazifik zu machen. Ein abendlicher Spaziergang durch Panama Viejo steht noch auf dem Programm und am nächsten Tag fahren wir, wie es sich für Touristen gehört, mit dem Panorama-Wagen der Kanal-Eisenbahn nach Colon zurück.

Immer mehr Bekannte geben sich nun ihr Stelldichein hier in der Shelter Bay, alle wollen in den Pazifik. Die REBEL mit Birgit und Bernd sind schon da, und auch die ATANGA ist eingetroffen, allerdings havariert, die Ärmsten hat gerade der Blitz getroffen und sie müssen sich auf einen längeren Reparaturstop einstellen.

Das Wetter wird endlich besser, die Sonne zeigt sich und die Arbeit geht zu Ende (es ist ca. eine Woche „Schwerarbeit“ bis so ein Schiff nach einer langen Pause in den Tropen wieder voll einsatzfähig ist, und das auch nur wenn man keine wirklichen Reparaturen hat), ich darf nun hin und wieder aus dem Motorraum herauskommen und frühmorgens führt Tadeja Spaziergänge in den Regenwald, dort flattern Tucane, riesige blaue Schmetterlinge und Moskitos herum, Krokodile klappern mit den Zähnen (auch mitten in der Marina, damit das Propeller-Putzen zum Abenteuer wird) und die Brüllaffen geben ein schauriges Konzert. Die ganze Marina hallt von dem dumpfen Gebrüll wieder, und wenn man dann die zierlichen und fröhlichen Affen sieht, die den unheimlichen Gesangsverein bilden, dann kann man das gar nicht glauben, dass solch gewaltiges tiefes Heulen aus den kleinen Kehlen der „Howling Monkeys“ kommen.

Aber bevor wir hier nun Wurzeln schlagen, brechen wir auf, von unseren Freunden müssen wir uns verabschieden, die werden wir wohl erst auf der anderen Seite der Welt wieder treffen, unsere nächste Station ist nicht der Pazifik sondern es geht nach Osten zu den San Blas Inseln …

3 Antworten auf „Shelter Bay und Panama Kanal“

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