Jamaica

Wir ankern am westlichsten Zipfel von Jamaica, in der Bloody Bay, dort, wo vor 300 Jahren die berühmten Piratinnen Anne Bonney und Mary Reade gemeinsam mit dem berüchtigten Calico Jack gefangen wurden (weil sei schwanger waren wurden die Damen nicht wie der Rest der Besatzung gleich gehängt). Der riesige wunderschöne Sandstrand ist voller Verkaufs-Stände, dahinter große gepflegte Hotel Anlagen, es ist eine sehr touristische Angelegenheit hier, und dennoch der schönste Ankerplatz, den wir bisher auf Jamaica hatten. Das Wasser ist unglaublich klar und wir wagen es fast nicht vom Schiff aus hineinzuspringen, da man das Gefühl hat, es sei nur einen halben Meter tief. Wir werden noch zwei Tage hier bleiben und dann nach Providencia aufbrechen, knapp 400 Seemeilen liegen vor uns. Von hier aus werden wir die Antillen verlassen, seit über einem Jahr tingeln wir nun von einer Antillen-Insel zu anderen, zuerst die ganzen kleinen Antillen, dann noch die Großen, und nun geht es weiter zu neuen Ufern, vorher aber noch ein kurzer Bericht über unsere Zeit auf Jamaica:

Von Haiti aus segelten wir nach Port Antonio, es war eine raue Überfahrt,  kräftiger Passat von achtern und stellenweise bis zu zwei Knoten Strömung gegen uns haben einen unangenehm hohen Seegang erzeugt, es war eine holprige und anstrengende Passage. Im hübschen Port Antonio warten dann schon Julian und Sascha auf uns

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, in den nächsten zwei Wochen herrscht wieder Familienleben auf der KALI MERA. Mit dem Mietwagen erkunden wir die „Blue Mountains“, einen wunderschönen Gebirgszug zwischen Porto Antonio und Kingston in dem der „Champagner der Kaffees“, der Blue Mountain Coffee angebaut wird. Vor den Straßen wurden wir zwar gewarnt, aber damit hatten wir dann doch nicht gerechnet. Wie üblich legen wir unsere Route quer durchs Landesinnere auf gemütliche und verkehrsarme Landstraßen, da sieht man einfach mehr vom Land als auf der Autobahn. Wenn aber die Autobahn (Straße Kategorie 1 auf unserem Plan) eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 km/h zulässt, die Bundesstraße (Kategorie 2) eine Art Feldweg mit Asphaltbestandteilen ist und unsere „Landstraße“ (Kategorie 3 auf der Karte ) dann noch mindestens eine Kategorie weniger „Straße“ ist, dann hat man vielleicht eine Ahnung, was auf uns zugekommen ist. Mit einer atemberaubenden Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp über 10 km/h rasen wir durch die beeindruckende Landschaft, der Weg besteht plötzlich nur noch aus Schlaglöchern in die mein braver Smart daheim als ganzer hineinpassen würde, die Löcher werden durch große Felsblöcke und hin und wieder sogar durch einen Asphaltrest miteinander verbunden, es geht so steil bergauf, dass die Räder im Schotter immer wieder durchdrehen, und als wir dann denken es kann eh nicht mehr schlimmer kommen da kommt es schlimmer. Eine abenteuerliche Brücke führt hoch über den Fluss, aber die Jugendlichen die in der Nähe stehen (unsere Reisegeschwindigkeit ist so gesprächsfreundlich dass man sich in aller Ruhe während der Fahrt mit den Fußgängern in der Nähe unterhalten kann) empfehlen uns besser gleich durch den Fluss zu fahren, das sei sicherer, eher bleibe man noch auf (oder in) der Brücke stecken. Es wird uns auch noch gezeigt wo wir im Fluss auf keinen Fall hinfahren sollten und schon zischen wir durch, mit dem Mut der Verzweiflung, das Wasser spritzt und es zischt und gurgelt und der Toyoto Corolla schwimmt fröhlich auf die andere Seite. Zwischenzeitlich haben wir den „Point of no return“ überschritten, wenn wir umkehren kommen wir in die Dunkelheit und damit auf den Autofriedhof, wenn wir weiterfahren ist uns auch eine Nacht in den Bergen gewiss. Aber mitten drinnen, dort wo die Kaffeeplantagen sind, dort gibt es auch ein Hotel für Wanderer, das könnten wir erreichen. Nur noch 10 Kilometer im Schritttempo und schon sind wir zwei Stunden später völlig erschöpft beim Hotel, es ist kühl auf ca 1000 Meter Seehöhe, und nach einem feinen Abendessen und einem Glas grauenhaften Rotwein fallen wir erschöpft ins Bett. Am nächsten Tag sehen wir erst, in welch atemberaubender Gegend wir genächtigt haben, der Blue Mountain Peak schaut ohne die übliche Halskrause aus Wolken auf uns herunter, rund um uns ist Alpin-Dschungel und schillernde Kolibris mit langen gepfeilten Schwänzen flattern um uns herum.  Von hier an wird die Strasse besser und die Einheimischen zollen uns Anerkennung dass wir die Strecke von der anderen Seite her gemeistert haben (wir haben nun das Cedar Valley Driving Certificate). Am Heimweg kaufen wir noch Kaffee direkt von der Plantage, Kleinbauern ernten hier in dem unwegsamen Gelände die kostbaren roten Beeren, der Kaffee wird per Hand geschält und über dem Feuer in kleinsten Mengen geröstet. Voller Stolz erklärt uns der Kaffeebauer den ganzen Ablauf und wir decken uns dann mit dem köstlichen Blue Mountain Coffee ein, einfach großartig.

Bei der Rückgabe des Mietautos vereinbaren wir einen Zuschlag von 100 US Dollar, damit ist die verspätete Rückgabe, die verbogene Felge und der leicht demolierte Kotflügel (ganz ohne Schäden ist es diesmal nicht abgegangen) abgegolten. Alle sind wir damit zufrieden, „Relax, my friend, I told you, there will be no problem“ hat mir der liebenswürdige Vermieter noch mitgegeben ?.

Sascha und Julian besuchen mit dem Route Taxi die schönen Strände im Osten Jamaicas während Tadeja und ich uns um das leibliche Wohl kümmern. Die Marina in Port Antonio ist winzig klein und sehr gepflegt, die netteste Marina in der wir je waren. Die Gegend um Port Antonio gefällt uns sehr gut, der Tourismus ist sanft, es landen hier nur selten Kreuzfahrtschiffe und wir treffen herzliche und liebenswürdige Menschen.

Nach ein paar Tagen geht es weiter die Nordküste entlang, es gibt ausreichend geschützte Ankerplätze, besonders gefallen hat mir die Ocabessa Bay, aber auch in der Montego Bay haben wir ruhig vor dem Yacht Club geankert, von dort aus mussten dann nach zwei sehr schönen Wochen Sascha und Julian wieder zurück nach Wien.

Noch nie sahen wir so viele Kreuzfahrtschiffe wie auf Jamaica (Ocho Rios und Montego Bay), und das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, wo die Kreuzfahrtschiffe anlegen da sind die Fahrtensegler irgendwie fehl am Platz. Wenn auf einen Schlag mehrere tausend zahlungskräftige und -willige Touristen einen Hafen stürmen dann geht die ganze Tourismus-Maschinerie so richtig los. Riesige Party-Katamarane mit ohrenbetäubendem Lärm zischen herum, Big Game Fischer sausen aufs offene Meer und die Einheimischen versuchen fast aggressiv sich ihr Stück vom großen Tourismuskuchen abzuschneiden. In kleinen Becken machen die Delphine ihre Kunststücke, am Fährterminal spielt eine verkleidete Karibik-Band, Souvenier-Stände mit karibischer Handarbeit „made in China“ wachsen wie Schwammerl aus dem Boden und die Preise erreichen ein schwindelerregendes und eigentlich unseriöses Niveau das wir uns nicht mehr leisten wollen. Als Tourist wird man hier als Freiwild angesehen, das möglichst effizient ausgenommen werden soll. Als Eintrittspreise haben sich 20 USD pro Person etabliert, ob fürs Vögel beobachten, fürs Spukhaus der Annie Palmer oder für einen Wasserfall, überall werden Unsummen für verhältnismäßig wenig Gegenwert verlangt.  Die großen und kleinen Antillen sind landschaftlich wunderschön, aber teilweise vermissen wir auf den Inseln Lebensfreude, Gastlichkeit, Kultur und Sinn für Schönheit. Zu viel leicht ausgegebenes (amerikanisches) Touristen-Geld hat das Geschäft zu groß werden lassen, das Verhältnis zwischen Preis und Leistung ist dabei aus dem Ruder gelaufen.

Wir haben hier wunderschöne Orte gefunden, liebe Menschen (und nicht nur andere Segler) kennengelernt, Abenteuer erlebt und Landschaften von so großer Schönheit entdecken dürfen dass wir diese Eindrücke für immer in unseren Herzen tragen werden, wir haben aber auch die zerstörerische Komponente eines radikalen Tourismus sehen können und die Entwurzelung und die Achtlosigkeit erleben müssen. Und so werden uns diese Inseln als gefallenes Paradies in Erinnerung bleiben, von dem wir uns nun ohne Wehmut verabschieden.

Isla Beata und Haiti

Wieder alleine an Board lichten wir bei Sonnenaufgang den Anker in Barahona und segeln zur Südspitze der Dom Rep, zur Isla Beata.  In vier Meter Wassertiefe gräbt sich der schwere Rocna tief in den feinen Korallensand, wir sind die einzige Yacht hier. Der kräftige Passat weht über die flache Insel hinweg und rüttelt am Schiff, aber das in allen blau und türkis-Schattierungen leuchtende Wasser ist ruhig, und wir genießen den friedlichen Platz vor dem palmengesäumten Fischercamp.

Dass wir hier endlich in einer neuen Welt angekommen sind das sehen wir erst am nächsten Tag beim Landgang. Fast neuntausend Meilen sind wir seit der Türkei unterwegs, aber bis auf Tobago und die Kap-Verden waren wir immer in touristisch gut erschlossenen Gebieten, mit allen Vor und Nachteilen. Auch wenn einsame Flecken dabei waren, immer war eine Grundinfrastruktur greifbar und wir sind auch viele touristisch ausgetretene Pfade gewandert. Hier ist es plötzlich anders, und das berührt uns.

Hier gibt es kein Fließwasser und keinen Strom aus der Steckdose, keine Kriminalität, keine Straßen und keine Autos, gekocht wird am offenen Feuer in dunklen Küchenhütten und am Strand, interessante Solarpanel-Konstruktionen und alte Autobatterien sorgen für Elektrizität. Knapp hundert Fischer leben ganzjährig hier, einige wenige Frauen, keine Kinder, nur wenn ein Hurrican Gefahr bringt wird die Siedlung vorübergehend verlassen. Es gibt ein paar feste Hütten, darunter sogar einen „Market“ mit ein paar Konserven und viele aus Blech, Plastik und Holz abenteuerlich zusammengestückelte Unterstände, auch ein paar in den Fels gehauene Höhlen mit Plastikplanen und Matten als Eingang. Der weiße Palmenstrand ist voller schöner Schneckenhäuser, ausgebleichte Conch-Schalen sind als Verzierung kreisförmig um die Palmen-Stämme gelegt, es ist vor den Hütten und am Strand sauber, der Müll wandert nach hinten in das Buschwerk. Wie überall in der Dom Rep gibt es auch hier einen Stützpunkt der Armada, die freundlichen Wächter kommen sogleich an Board, unser Despacho wird kontrolliert und das kleine Geschenk entgegengenommen, und auch wenn wir schon offiziell ausgereist sind dürfen wir zwei Tage hier bleiben und auch an Land gehen. Wir machen einen Schritt in die Vergangenheit und in die Zeit vor dem Tourismus, auf unserem Spaziergang durch das Dorf werden unsere Grüße von allen freundlich erwidert, wir fühlen uns fremd aber willkommen. Überall spazieren riesige Leguane herum, beseitigen die Fisch- und Essensreste und streiten um besonders schöne Bissen, kleine Drachen als Haustiere. Ein paar Hühner mit den Küken scharren im Sand und auch ein Hund und eine Katze ergänzen den exotischen Bauernhof. Und Fisch gibt es, zwischen den Palmen hängt er zum Trocknen, in allen Größen und Formen, riesige Doraden werden in das Boot verladen, das den frischen Fang  aufs Festland zu den Fischhändlern bringt. Der alte Fischer Juan, der von seiner Zeit auf der Universität auch noch etwas Deutsch und recht gut Englisch spricht, bringt uns vier fangfrische Lobster, die auf der KALI MERA sofort gegrillt werden, ein Abendessen der Extraklasse. Wir revanchieren uns bei Juan mit einem ausgedienten Solarpanel und einigen Getränken. Zwei Übernachtungen bleiben wir hier, einen Abend verbringen wir an Land und „gehen Essen“, es gibt gebratene Kochbananen und Fische, gegessen wird mit den Fingern und der Fisch schmeckt köstlich. Die Atmosphäre hier verzaubert uns, und wir würden gerne noch ein paar Tage hierbleiben, aber schon bald bekommen wir in Jamaica Familienbesuch und wir müssen weiter.

Aber noch geht es nicht in die Zivilisation zurück, die nächste Station ist die Ile A Vache, eine kleine Insel an der Südspitze von Haiti, ca. 140 sm entfernt, eine Nachtfahrt bei kräftigem Passat mit bis zu 35 Knoten und hohen Wellen. Abends entdecken wir einen blinden Passagier, ein Seevogel mit langem spitzen blauen Schnabel hat es sich am Dinghi direkt hinter dem Cockpit bequem gemacht und beschlossen, mit uns nach Haiti zu segeln. Tadeja erlaubt es und putzt dann am nächsten Tag, als uns der völlig zutrauliche Vogel bei Sonnenaufgang wieder verlässt, auch die gewaltige Sauerei weg, die das Vieh hinterlassen hat, dürfte wohl seekrank geworden sein, die gefiederte Landratte.  In der Mittagssonne, bei der man ohne die Reflexionen die Riffe gut sieht, laufen wir Ile A Vache an (die Seekarte ist hier nicht mehr verlässlich), manövrieren zwischen den Untiefen in die geschützte Bucht und werden sofort von eine Armada an Burschen in Einbäumen umringt, die unser Boot waschen, Diesel organisieren, Geld wechseln, Internet bereitstellen und was weiß ich auch immer für uns tun möchten. Nichts davon brauchen wir, und habe ich geduldig einen abgewehrt, so nimmt sofort der nächste seinen Platz ein. Alle sind freundlich, aber wir sind hundemüde und wollen nicht eine Stunde lang willkommen geheißen werden. Auf Haiti werden wir nun noch weiter zurück in die Vergangenheit geschickt, auch hier gibt es keine Autos, keine Straßen, Transportmittel sind Pferde und es gibt ein paar Mopeds als Taxi. Aber hier fehlen auch die stabilen Fischerboote mit ihren starken Außenboardern, Einbäume und traditionelle Segelkanus regieren hier das Wasser.  Die Boote mit ihren überdimensionierten Großsegeln werden mit kleiner Crew gesegelt, dienen zum Waren und  Personentransport und natürlich zum Fischen. Es ist ein Vergnügen diesen Segelmeistern zuzusehen! Die Boote sind aus Holz (und diversen Sperrmüllteilen) zusammengesetzt , bei einem Segel sieht man, dass es in grauer Vorzeit einmal eine Bavaria 38 geziert hat (wohl Kaperbeute, Haiti ist ja laut Segelguide nur was für „abenteuerlustige Cruiser“ und außerdem würde man im Hafen am Festland normalerweise überfallen, hier ist wohl die wunderbare Ausnahme).

Montags und Donnerstags ist hier Markttag, wir kommen am Donnerstag an, also nichts wie hin. Wir gehen zu Fuß, verlaufen uns natürlich und wandern fast zwei Stunden über die Insel bis wir den Markt erreichen. Bestens vorbereitet auf die Expedition wissen wir weder wie der Ort heißt, an dem der Markt stattfindet, noch wie man genau hinkommt, sind so naiv dass wir denken es wäre wohl irgendwo angeschrieben, dann spricht die Landbevölkerung auch nur französisch und wenn wir in eine Richtung deuten und „marche“ rufen dann stimmen alle begeistert zu. Um uns nicht zu verunsichern versuchen wir das Ganze nicht auch noch mit einer anderen Richtung, weil auch dort würde es sicher passen. Es ist glühend heiß und wir können stolz die Erstentdeckung verschiedener Dörfer für uns verbuchen die vor uns wohl noch keine bleichgesichtige Menschenseele betreten hat, bis wir endlich den Markt erreichen. Dieser ist ein unglaubliches Tohuwabohu, eine Art teilüberdachte Plastik-Flaschen-Müllhalde auf der viele Verkäufer wenig verkaufen, es gibt halt fast nichts, aber die Atmosphäre ist erlebenswert. Zurück lassen wir uns dann von einem Moped chauffieren, wir sind hundemüde und müssen nach der Nachtfahrt in die Koje.

Leider müssen wir einklarieren, wir haben gehofft, um die Prozedur herumzukommen, aber die Immigration ist erbarmungslos, die Behörden sitzen am Festland und dort sollen wir vorstellig werden. Wir bleiben aber hier und lassen uns das vom (selbsternannten?) „Harbour-Master“ erledigen, kostet 20 USD, dazu kommen noch Hafengebühren und Immigration Fees von weiteren 50 USDs, das hätten wir uns gerne erspart. Ungern aber doch geben wir Schiffspapiere und Reisepässe her und hoffen, dass wir diese wiedersehen, wäre ziemlich unangenehm hier auf Haiti ohne Papiere festzusitzen. Natürlich kommt der Bursche am nächsten Tag mit unseren Pässen nicht wie vereinbart zu Mittag zurück sondern erst am Abend, aber wir erhalten alles wieder retour und neue Stempel sind auch in den Pässen.  Etwas auf die Nerven gehen uns anfangs auch unsere ständigen Besucher mit ihren Einbäumen, die an der Bootswand kleben, in den für sie unvorstellbaren Luxus schauen, und einfach irgendetwas haben wollen, von Seilen über Schreibblock und Kugelschreiber, sie brauchen alles. Wir bedauern, dass wir nicht ausreichend Schulhefte für die Kinder mitgenommen haben (Schule kostet hier Schulgeld, aber alle wollen lernen und sich weiterbilden um später eine Chance zu haben, was für ein Unterschied zu daheim, wo die Schule ein notwendiges Übel ist, hier sind sie stolz darauf in die Schule gehen zu dürfen, die Jugendlichen sprechen überwiegend neben französisch auch englisch und sogar ein wenig spanisch), das wären schöne Geschenke die wir gerne hergeben würden.

Letztendlich gewöhnen wir uns an unsere jugendlichen Begleiter, plaudern mit Ihnen und erfahren wie sie hier so leben, welchem Onkel welches Segelkanu gehört und wer den Einbaum aus dem Mango-Stamm geschnitzt hat, und wir beginnen einen regen Tauschhandel und beschenken die Freundlichen (für manche sind es wohl reiche Ostergeschenke). Wir haben keine Dollars mehr und trennen uns von alten Leinen, ausgedienten Taucherbrillen, unseren alten Schwimmwesten, einem alten Handy fürs Heimatmuseum, Handy-Ladegeräten, Frisbee, Ohrenstöpsel, Schirmkappen, aber auch dem Orangensaft aus Martinique im Austausch gegen den Fang der Fischer, Trinknüsse und einige strahlende Boat-Boy-Gesichter.

Wir werden von eingetauschten Lobstern überschwemmt, ich koche die Krustentiere sofort und bald freuen sich neun fein säuberlich ausgelöste Lobster-Schwänze darauf, am Abend  Hauptdarsteller bei den Spaghetti di Mare zu werden, am nächsten Tag wird die frische Ladung von Tadeja zu Langusten-Curry verarbeitet, wir kochen für den Tag auf See vor und auch ins Tiefkühlfach wandert etwas. Wie üblich essen wir bescheiden und gesund, lokal, saisonal und günstig J

Mark, unser persönlicher jugendlicher Guide, führt uns durch sein Dorf, die hübschen windschiefen Häuser sind bunt, sauber und von kleinen Gärten umgeben, manche richtig schön gepflegt, zwischen den Häusern laufen zottelige Schweine, Hühner, Ziegen, Schafe und auch ausgerissene Maultiere herum, Pferde und Kühe weiden auf der Alm über dem Dorf, nur die Palmen passen für die Bergidylle nicht so gut ins Bild. Wir sind überrascht, dass der übliche Müll nicht herumliegt, der wird wohl außer Sichtweite entsorgt. Als wir dann eine Wanderung über die Bergkuppe machen und auf der anderen Seite zum Meer gelangen, da stehen wir plötzlich in einer anderen Welt – ein unglaublich schöner Traumstrand mit einem gepflegten kleinen Feriendorf, Hubschrauber-Landeplatz und einer Handvoll käseweißer Badenden, welch ein Kontrast, damit haben wir nicht gerechnet. Am Abend kommen unsere Freunde und Handelspartner sich noch verabschieden und mit Sonnenaufgang geht es dann weiter Richtung Jamaica.

 

Dominikanische Republik

Wollte ich die Dominikanische Republik mit ein paar Worten umschreiben, fällt mir zunächst ‚das Leben berühren‘ und ‚mit Mensch und Tier auf Tuchfühlung gehen‘ ein; dann lebensfrohe Menschen, die oft sehr wenig besitzen, seltene Touristen und trotzdem Bestechungsgelder, bizarre Natur und wundersame Tierwelt. Und dass ein freundliches Lächeln alle Tore öffnet…

Nach einer erschöpfenden schaukeligen Nacht- und Tagfahrt legen wir am Zollpier im völlig ruhigen Wasser der Marina Boca Chica an. Wir dürfen erst von Bord, nachdem streng dreinblickende Zollbeamte wieder von Bord gegangen sind, die zwar freundlich, aber bestimmt alle Geheimfächer durchstöbert und sich wieder getrollt haben. Als Zeichen ihrer Macht haben sie sich ihre schweren Militärschuhe natürlich nicht ausgezogen. Grrr…

Schon am selben Abend bekommen wir Besuch von Sabine und Thomas aus der Heimat. Kaum angekommen, bekommen sie die unfeinen Seiten dieses Landes zu spüren – ein Auffahrunfall mit ihrem Montagsmietwagen, zwar ohne Personenschaden, dafür mit Fahrerflucht (die Polizeiberichtbeschaffung war eine wahre Odyssee!), Rückspiegeldiebstahl am Parkplatz vor dem Hotel, wieder Polizeibericht, und dann noch ein Verkehrspolizist, der sie beschuldigt, bei Rot über die Kreuzung gehfahren zu sein und ihnen erst nach Bezahlen einer saftigen Propinita (zu Deutsch: Bakschisch) weiterfahren lässt…

Dafür sind wir von der Marina und ihrem beschwingten, hilfsbereiten Team richtiggehend begeistert, außerdem ist sie wunderschön hinter einem langgezogenen Riff gelegen, wobei man fast das Gefühl hat, in einer Bucht zu liegen. Hier können wir unser Schiff ruhigen Gewissens zurücklassen, während wir das Land erkunden.

Weil wir wie die Einheimischen reisen wollen, besteigen wir den Bus zur Hauptstadt Santo Domingo, ein sogar im Innenraum kunterbuntes Gefährt in blau

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, pink und gelb – als einzige Weiße eingepfercht unter lauter Einheimischen – Herbert hat es wahrscheinlich gefallen, war er doch von lauter jungen Mädchen umringt! Die koloniale Altstadt ist klein aber bezaubernd, und wir lassen uns treiben. Den Zoo und den botanischen Garten teilen wir uns auf – jeder für sich nimmt mehrere Stunden in Anspruch. Dieser Zoo ist eine 8 ha großen Naturanlage – die Tiere haben hier wirklich viel Platz, und können sich auf dem Gelände teilweise völlig frei bewegen. Noch nie haben wir Flusspferden in die Nasenlöcher geschaut, noch nie ist mir ein Straußenvogel mit aufgepustetem Gefieder Modell gestanden, habe ich Affen zwischen exotischen Enten nach Lust und Laune herumlaufen sehen. Ein schwarzer Panther sieht mir aus fünfzig Metern Entfernung lange direkt in die Augen, während sich Dromedare, Bisons und Büffel weniger beeindruckt geben, und auch die Flamingos lassen sich bei ihren Nachbars-Streitereien nicht von uns stören. Für die vom Aussterben bedrohten Spitzmaulkrokodile und bestimmte Leguane gibt es hier sogar eine Aufzuchtstation.

Den tierischen Höhepunkt aber erleben wir mit den Walen in der freien Natur. Schon das Taxi besorgen wird zum Abenteuer. Eigentlich hätte es uns zugestellt werden sollen, stattdessen werden wir abgeholt und irgendwohin gefahren, ohne vorher Sabine und Thomas Bescheid geben zu können. Dort erfahren wir den Grund – die Versicherungspapiere sind leider an genau diesem Tag zu Mittag abgelaufen, ein Junge mit einem Moped sei schon unterwegs. Dabei wird es schon dunkel! Nach anderthalb Stunden ist der Papierkram endlich erledigt und wir finden sogar auf Anhieb die Marina wieder. So auf Anhieb geht es am nächsten Morgen leider nicht – gleich am Anfang übersehe ich den winzigen Wegweiser und damit die Ausfahrt von der Autobahn nach Samana, immerhin wegen der Wale eines der größten Tourismuszentren der Insel! Das bedeutet einen Umweg von einer halben Stunde. Wir haben ja genügend Puffer! Uups – noch einmal daneben – es wäre doch durch die Unterführung gegangen! Beim dritten Anlauf machen wir noch einmal einen ungewollten Abstecher durch eine Barackensiedlung über Feldwege, als wären sie für eine Endurostrecke präpariert – endlich auf der richtigen Straße, nur ist jetzt der Puffer weg! Wir rasen durch den Regen von der Süd- auf die Nordseite der Insel, wo das Walbeobachtungboot nur noch auf uns viere wartet. Wie schön, dass es hier auf ein bisschen Warten eben nicht ankommt!

Jedes Jahr geschieht hier ein Wunder – alle Buckelwale der nördlichen Halbkugel kommen zur Paarungszeit in die Bucht von Samana, was uns Gelegenheit gibt, sie hautnah zu beobachten. Mit einem umsichtigen Forschungsteam werden wir zu ihnen hinausgefahren. Trotz Regen und Riesenwellen, was die Sichtung natürlich behindert, haben wir das Glück, auf eine Mutter mit ihrem Walbaby zu stoßen, das gerade in bester Spiel- und Springlaune ist – direkt vor uns hechtet es mit seinen rosa Flossenarmen ein paarmal aus dem Wasser und lässt sich mit einem großen ‚Platsch!‘ auf den Rücken fallen. Die Mutter ist immer in der Nähe und wuchtet ihren massigen Rücken beim Atemholen aus dem Wasser. In Spannung halten wir unseren Blick aufs Wasser gebannt, um den nächsten Blas, wodurch sie geortet werden, nicht zu versäumen. So nah an diese Urzeitriesen heranzufühlen, erfüllt uns irgendwie mit Ehrfurcht vor dem Leben und der Natur!

Den Kopf voller Eindrücke der farbenprächtigen Natur, mit dem Nachgeschmack eines feinen Gourmet-Abendessens im Mund und den Kofferraum gefüllt mit buntem frischem Obst und Gemüse und fangfrischem Fisch, den uns Fischer direkt am Strand mit viel Geschick filetiert haben, verlassen wir Samana wieder.

Der Bürokratie aber entkommen wir in diesem Land nicht, nicht einmal per Schiff. Bevor wir die Marina verlassen, werden wir noch einmal inspiziert und sanft darauf hingewiesen, dass ein kleines Regalito (Geschenklein) für die mühevolle Arbeit angebracht wäre. Na gut, er kriegt einen kleinen Rum, so restlos zufrieden ist er aber nicht. Pech gehabt! Außerdem braucht man ein Despacho – eine Genehmigung zur Befahrung der inländischen Gewässer. Die gilt aber nur bis zum nächsten Zielort, den man natürlich angeben muss. Kaum ankert man arglos vor einem Dörfchen, tauchen am Strand von irgendwoher uniformierte Beamte, die einen heranwinken, das Despacho mitnehmen und versprechen, dass man vor der Abfahrt nur zu ihrem Büro kommen muss, und schon bekommt man ein Neues ausgestellt. Das erste Mal sind wir sehr misstrauisch, aber es blieb uns nichts Anderes übrig. Wir können es kaum fassen, tatsächlich geht alles glatt! Bis zum nächsten Ankerplatz, und bis zum nächsten! Wir lernen eine Menge Beamte und Büroräumlichkeiten, die an einen Rohbau erinnern, kennen, wo alles bis auf den Stempel händisch in linkischer Schreibweise und mit unendlich viel Zeit erledigt wird. Dafür kümmert sich der Beamte aber auch darum, dass wir zum Beispiel frischen Fisch vom Fischer nebenan bekommen und jemand Obst mit dem Mofa für uns holt. Mit der einen Hand auf der Lenkstange, in der anderen einen schweren Bund Bananen händigt er ihn uns übers ganze Gesicht strahlend aus. A su orden – immer zu ihrer Verfügung!

Zwischendurch ein Dünenspaziergang in den Salinen, wo uns heißer Sand die Fußsohlen verbrennt, windgeschützte Buchten, deren Stille nur durch unser Gespräch gestört wird und Vögel, die unser Schiff umkreisen.

In Barahona, dem letzten gemeinsamen Ankerplatz empfangen uns die Beamten gleich zu viert, und alle wollen sie auf unser Schiff mit unserem Dinghy gekarrt werden – sie haben eigentlich nirgendwo ein eigenes Boot. Wozu auch?! Ivan vom Passamt, der Hauptorganisator, sichert gleich mal für alle ein Bier – aus unserem Kühlschrank. Na gut. Ja, der Ausflug zum Lago Enriquilla – das geht halt auch nur über ihn – irgendwer borgt ihm sein Auto, fahren und kassieren tut er. Die anfängliche Schärfe weicht langsam von ihm, je länger wir uns unterhalten. Meine Spanischkenntnisse zeigen wieder einmal ihre bahnbrechende Wirkung – und das Programm für die nächsten und gleichzeitig letzten gemeinsamen Tage steht fest. Noch dazu darf er Sabine und Thomas zum Flughafen bringen. Alles in allem kann er sich über einen guten Zusatzverdienst freuen.

Der Lago Enriquillo ist ein Salzsee und liegt 40 m unter dem Meeresspiegel. Vor einigen Jahren begann der Wasserspiegel aus unbekannten Gründen zu steigen an, überschwemmte fruchtbares Land und die angrenzenden Dörfer. Die Menschen mussten umgesiedelt werden und sich eine neue Lebensgrundlage suchen. Das Wasser zieht sich seit 2013 zwar wieder langsam zurück, doch hat der hohe Salzgehalt – gleich dreimal so salzig wie das Meer – die Reis- und Getreidefelder, die Bananenplantagen und Gärten verwüstet. Jetzt starren nur noch salzweiße Baumreste bizarr aus dem See, so dass man meinen könnte, die zauberhafte Märchenwelt der Schneekönigin betreten zu haben. Unter der Wasseroberfläche leben an die 400 vom Aussterben bedrohte Spitzmaul-Salzwasserkrokodile, die über 4m lang werden können. Mit einem Boot werden wir zu ihrem bevorzugten Rückzugsgebiet gefahren und erblicken hie und da die herausgestreckte Nase des Urreptils. An Land lebt ein anderes urzeitliches Drachenwesen, der Leguan – sie lassen sich von uns füttern und kommen zu fünft, zu sechst auf einen halben Meter heran, um ein Stück Brot zu ergattern. Da kann man sich an ihnen einmal so richtig sattsehen.

Für den nächsten Tag stehen die Minen des Larimar am Programm. Hier im nahegelegenen La Florentina befindet sich die weltweit einzige Abbaustätte des hellblauen Halbedelsteins. Für Sabine und mich ein Muss – und Ivan muss etwas überlegen, wie er uns in dieses unwegsame und Gefahren bergende Gebiet bringen soll. Am Fuß des Berges steigen wir um in einen ziemlich verbrauchten allradgetriebenen Pick-up und werden gemeinsam mit ein paar Arbeitern die holprige, unbefestigte, steinige und staubige steil ansteigende Straße durch sieben Klimazonen hindurch zu den Einstiegsstollen am Berg gebracht. Immer wieder werden wir von jungen Burschen auf ihrem tagtäglichen Weg zur Arbeit auf ihren Mopeds überholt, die zu zweit wie Endurofahrer mit den Straßenlöchern und dem Staub ringen – nicht auszudenken, wie es während der Regenzeit hier zugehen mag. Mitten in einem Arbeitsdorf, das aus wackeligen Blechhütten besteht, hie und da mit einer Feuerstelle, auf der schwarze Töpfe erhitzt werden, steigen wir von der Ladefläche. Wo sind wir hier gelandet?! Wie im Film aus einem anderen Jahrhundert! Überall stehen junge Burschen herum, die auf ihre Schicht warten, manchmal mit einer verstaubten Bohrmaschine, manchmal nur mit einem Hackeisen ausgestattet, hie und da bringen sie schwitzend eine Scheibtruhe voll Abbruch aus den Tiefen ans Tageslicht. Es gibt eigentlich keinen Strom und kein Fließwasser, die Stollen aber, in denen gerade gearbeitet wird, werden durch Generatoren mit Licht und Luft versorgt. Lange Rohre führen in die zwischen fünfzig und hundertfünfzig Meter tiefen Schächte hinab – der Blick lässt uns erschauern. Die Arbeiter werden nur an einer Schlaufe befestigt in die notdürftig befestigten und sehr engen Schächte hinuntergelassen, wo der Larimar aus dem Gestein gehauen wird. Sie arbeiten in kleinen Gruppen zu zweit oder zu dritt und werden nach der geförderten Menge entlohnt – und zwar allein des Larimars, der erst aus dem Muttergestein herausgelöst werden muss. Ein paar lausige Pesos kriegen die Burschen für die Ungewissheit, wieviel des kostbaren Minerals sie heute heraufbefördern werden und ob sie überhaupt aus dem Stollen zurückkommen. Immer wieder gibt es tödliche Unfälle, die Schächte brechen ein, und die darin Eingeschlossenen sind dem Tod preisgegeben. Wir kommen uns vor wie im Mittelalter. Sogar Ivan ist erschüttert.

Wir lassen unseren letzten gemeinsamen Abend bei Thunfisch-Steaks mit geröstetem Sesam ausklingen. Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen – aber nur bis zum Sommer!

Wir beide beschließen, für unsere letzten 800 Pesos einkaufen zu gehen – schon bald stehen wir vor der Obst- und Gemüsestraße – Mensch und Ware sind zum Teil am Boden drapiert, zum Teil dienen einfache und windschiefe Holzgestelle als Stand. Das Obst und Gemüse ist ansprechend und für das wenige Geld erstehen wir so viel, dass wir es gerade noch tragen können – die nächsten Tage sind kulinarisch gerettet!

Dafür werden uns beim Ausklarieren noch einmal 20 $ abgeknöpft, für die wir nur widerwillig und unter Androhung der Embajada (Botschaft) – angeblich das einzige, wovor sie sich fürchten – eine Rechnung ausgestellt bekommen, sonst wäre das Geld unbemerkt in irgendeinem Hosensack verschwunden. Alles nur ein freundliches Spiel – oder?