Boardleben

Fast vier Wochen sind wir nun schon wieder am Schiff und haben uns richtig gut eingelebt. Zeit einmal ein wenig Revue passieren zu lassen wie unser Boardleben so läuft. Es ist ja doch ein Unterschied, ob sich das Seglerleben für ein paar Wochen im Jahr zwischen griechischen oder kroatischen Inseln abspielt oder ob man am Schiff so richtig zu Hause ist. Diesen Wechsel bekommt auch unsere KALI MERA zu spüren, Stück für Stück wird sie für ihr Leben als Blauwasseryacht optimiert.

Der wohl größte „Zubau“ ist der Wassermacher, der seit Trinidad nun seinen Dienst versieht. Wie wunderbar, dass wir unser Trink- und Brauchwasser nun „fast unbegrenzt“ selber machen können, wir brauchen dazu nur sauberes Meerwasser, und davon gibt es hier genug. Alle paar Tage werfen wir den Dieselgenerator für ein bis zwei Stunden an und produzieren ungefähr 200 Liter wunderbares Süßwasser, daneben werden noch die Batterien voll geladen. Durch die boardeigene Entsalzungsanlage sind nun Marinabesuche zum Wasser tanken Vergangenheit, und Tadeja kann jederzeit nach Herzenslust duschen. Zuerst füllen wir immer ca. 20 Liter Trinkwasser in Flaschen ab und dann fließt das saubere frische Wasser in den Tank.

Auch unsere Segelgarderobe haben wir geändert, den teuren High-Performance North Sails, die die KALI MERA mitgebracht hat, tut die Tropensonne nicht gut, das intensive UV Licht macht sie brüchig. Eine neue Genua aus Dacron liefert nun guten Vortrieb und ist so ziemlich das haltbarste, was es so am Segel-Markt gibt. Das neue Segel kommt von Ullman Sails aus Trinidad. Groß und Besan wurden „generalüberholt“ und sind noch gut im Schuss.

Unser Dinghi namens Binky ist aus PVC, dem üblichen Material für die preisgünstigen Beiboote, die im Mittelmeer verwendet werden. Die karibische Sonne pulverisiert diesen Kunststoff leider, er wird spröde und die Klebestellen lösen sich bei der Hitze auf. Binky hat diesmal schon einiges an neuem Klebstoff konsumiert (wir hatten schon den Verdacht dass er heimlich schnüffelt), ist aber so weit noch ganz gut im Schuss, ob er nach dieser Saison noch eine weitere erlebt bevor er in die ewigen Dinghi-Jagdgründe eingeht, das werden wir sehen.  Besser geeignet als unser Luftboden-Boot wäre ein massives Schlauchboot aus Hypalon mit Alu-Boden, aber das bleibt vorerst auf der Wunschliste, so schnell geben wir Binky nicht auf.  Mit dem neuen 9,8 PS Motor hat sich unser Binky zum High-Speed Geschoß entwickelt, bei den weiten Strecken die man hier mit dem Dinghi zurücklegt eine super Sache, auch bei stärkerem Wind und Wellen kommen wir flott ans Ziel.  Vorsicht ist aber bei Gas-geben geboten, Binky ist nur für 6 PS zugelassen und auch wenn ich das als Mindestmotorisierung verstehe muss ich aufpassen, dass ich ihn im Geschwindigkeitsrausch nicht überbelasten.

Solarstromerzeugung am Ankerplatz ist ebenfalls ungeheuer wichtig, wir wollen ja nicht täglich den Generator und Motor laufen lassen. Ein zusätzliches Panel erhöht unsere Solarleistung auf 320 Watt, damit sind wir – an einem sonnigen Tag – energieautark. Jedes Panel wird über einen eigenen Regler mit Solarcomputer angesteuert, ich kann unser Solar-Kraftwerk genau überwachen (auch wenn die Überwachung kein Watt mehr an Leistung bringt, ich habe zumindest das trügerisch schöne Gefühl dass ich es unter Kontrolle habe).  Einen Windgenerator haben wir nicht, wäre zwar manchmal eine schöne Ergänzung aber der Aufwand dafür ist uns zu hoch.

Ärger habe ich wieder mit der Boardelektronik, unser Radar fällt immer wieder aus, wir hatten es in Trinidad zu Raymarine in die USA zur Reparatur geschickt, funktioniert auch laut Raymarine wunderbar, zumindest an Land in den Staaten, aber nicht hier am Schiff. Stunden über Stunden gehen bei der Fehlersuche drauf, es lässt sich bisher keine eindeutige Ursache finden.  Es kann ja ein ganz anderes Teil die Störung verursachen und das Radar fällt dann nur aus Protest aus, und das gilt es herauszufinden. Wenn ich die Stunden rechne, die ich schon in das dumme Radar investiert habe, und nur einen Teil davon verrechnen könnte, da könnte ich das halbe Boot mit neuen Radars tapezieren so dass wir ausschauen wie ein Fern-Aufklärer der NASA.

Aber außer dem Radar funktioniert alles wunderbar, ein seltenes Erlebnis auf einem Schiff. Unsere Wahl für eine Amel hat sich als völlig richtig herausgestellt, je länger wir unterwegs sind umso lieber wird uns die KALI MERA und wir schätzen immer mehr die ganze so wunderbar durchdachte Konstruktion. Wir haben kein Rennschiff aber für uns eine nahezu perfekte Blauwasseryacht.

Wir lesen sehr viel, die elektronische Boardbibliothek wächst durch regen Tausch mit anderen Seglern kontinuierlich und umfasst zwischenzeitlich so um die 30.000 Bücher, auch wenn oft ein Buch pro Tag in die kleinen grauen Zellen hineingelesen wird so bleibt immer noch ausreichend Potential für die nächsten 100 Jahre, oder wenn man den Schund nicht mitlesen möchte dann halt für die nächsten 50. Das Lesen an Board, unter dem Sonnenschutz im Cockpit sitzend, leicht schwojend mit wechselnder Aussicht, das ist richtig großes Vergnügen.

Wenn wir – wie hier in Sainte Anne – in einer Ankerbucht liegen, dann fahren wir normalerweise täglich mit dem Dinghi an Land, zum Einkaufen, Spazierengehen und um ins Internet zu kommen. Ich finde es sehr angenehm, dass wir an Board kein Internet haben und das Surfen uns nur eine bestimmte Zeiteinheit in einem Cafe in Beschlag nehmen kann. Wetterbericht, Nachrichten, mails, ein paar Züge beim Fernschach, Blog-Wartung, diverse Recherchen und das wars dann schon wieder bis zum nächsten Tag…

 

 

Von Trinidad nach Martinique

Planänderung in Trinidad, angeschaut wird nichts mehr, der Wetterbericht sagt Starkwind aus der falschen Richtung und schwere Regenfälle an, also klarieren wir blitzschnell aus und machen uns auf den Weg nach Grenada. Die erste Nacht ankern wir noch in der Scotland Bay in Trinidad, einem tiefen Einschnitt in den Dschungel, wir sind völlig alleine und um uns nur die für unsere Ohren so fremde Geräuschkulisse des nächtlichen Urwaldes, es ist ein wenig unheimlich. Knapp nach Mitternacht ist der kurze Schlaf zu Ende, wir haben eine lange Strecke vor uns und wollen für Einbruch der Dunkelheit Grenada erreichen, 16 Stunden anstrengendes Segeln hart am Wind liegen vor uns. Auf die Piraten können wir diesmal keine Rücksicht nehmen und wir fahren zwischen den „gefährlichen Bohrinseln“ durch, der Wind erlaubt keinen großen Abstand. Alles ist friedlich, das einzige Opfer ist ein schöner Mahi Mahi, der Gefallen an unserem gelben Gummitintenfisch gefunden hat und kurz später küchenfertig im Kühlschrank auf das Abendessen wartet.

Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir die Prickley Bay, der Anker fällt und gräbt sich tief im Sand ein, wir liegen neben der FLORIMELL die schon seit einigen Tagen hier ist. Wunderschön grün ist es hier, ruhig und endlich wieder ein sauberes Meer zum Schwimmen, ganz plötzlich macht sich Urlaubsstimmung breit, einige Tage bleiben wir hier und relaxen. Tadeja organisiert eine Inselrundfahrt, wir haben zwar im Frühjahr schon eine Grenada Tour genossen, aber es gibt noch vieles zum Erkunden. Die Natur ist von atemberaubender Schönheit und ich fotografiere wie ein Weltmeister, die schönsten Motive mit wunderbarem Licht werden von meiner Kamera eingefangen – denke ich mir zumindest, weil nach zwei Stunden fotografieren stelle ich fest, dass ich keinen Speicherchip in die Kamera gesteckt habe. Alles für die Katz, kein St. George von oben, kein Regenwald im Regen, kein grün-in-grün-in-grün Panorama, nur eine Kamera ohne Speicherkarte. Und noch dazu habe ich sie eindeutig und nachvollziehbar selbst herausgenommen, die unselige Karte und in meinen Computer gestecökt, kann das ganze also nicht einmal schmollend Tadeja anhängen, sehr sehr unangenehm die Situation. Nachdem mir das nun nicht das erste Mal passiert ist, dass ich für jeden Wettbewerb geeignete Traumfotos schieße ohne dass eine Speicherkarte in der Kamera steckt, wirft das weder auf mich noch auf die Kamera ein gutes Bild – da kommt so eine kleine, fast nicht leserliche Warnmeldung im Sucher, eigentlich nur ein kleiner Hinweis in dezentem blassen Orange, so dass es ganz klar ist dass man das übersehen muss, nur Leute, die auch Gebrauchsanweisungen lesen, die reagieren auf solche ominösen Botschaften wie „keine Karte“, da gehört ein ordentlicher Stromstoß her dass es den Fotografen richtig reißt, oder eine Sirene, und keine „Warnmeldung“. Ohne Karte ist der ganze Apparat sinnlos, wenn man knipst und knipst und das Ganze nur im Nirwana landet. Wenn das noch einmal passiert dann werde ich wohl Sony vor den Kadi zerren müssen, wegen heimtückischer und absichtlicher Irreführung mit grässlichen Folgen…

Es gibt also keine Fotos, dafür aber jede Menge neue Eindrücke von dieser wunderschönen Insel. Unser Guide bleibt einmal hier und einmal dort stehen, verschwindet im Unterholz und kommt mit bisher unbekannten exotischen Früchten zurück, wir erhalten eine Nachhilfestunde in tropischer Pflanzenkunde und kosten die unterschiedlichsten aber durchwegs wohlschmeckenden süßen Früchte, erschnuppern einheimische Gewürze und lassen uns über die unterschiedlichen Heilwirkungen der Kräuter belehren. Grenada ist wunderschön, aber auch hier werden wir nicht lange verweilen, wieder einmal spuckt uns der Wetterbericht in die geplante Bleibe-Suppe und animiert uns dazu bald nach Norden aufzubrechen. Immer noch ist Regenzeit und das Wetter ist unbeständig, regelmäßig schüttet es wie aus Eimern vom Himmel, so als ob der heilige Petrus den Wehrüberlauf der himmlischen Flusskraftwerke aufgemacht hätte, angenehmerweise jedoch hauptsächlich in der Nacht, so dass wir den Regen auf das Kabinendach hämmern hören, eine Bio-Steel-Band, die zumindest mir den Schlaf raubt.

Auf dem Weg nach Carriacou besuchen wir noch den sehenswerten Unterwasserpark mit seinen Statuen, die in ein paar Meter Tiefe ertaucht werden können, eine sonderbare Welt mit ganz eigener Stimmung. Fotos gibt es keine, weil ich die Unterwasserkamera so kurzfristig nicht finde, ein Resultat meiner neuen Ordnung mit durchgängiger Dokumentation am Schiff. Danach geht es weiter die 25 Seemeilen zur Tyrell Bay, aber aus den geplanten fünf Stunden werden neun, und die haben es in sich. Riesige Wellen, Starkwind von vorne, Strömung aus der falschen Richtung, nichts ist so wie es sein soll und es der Genuss-Segler haben will. Zwischendurch versuchen wir einmal kurz, ob wir nicht einfach das Segeln vergessen können und die Errungenschaften des Fortschritts in Form unseres Perkins Dieselmotors ausnutzen können. Segel weg, Motor gestartet, Bug Richtung Ziel, herzhaft das Gas betätigen und … in die Welle einstampfen und mit heulender Schraube keinen einzigen Meter vorankommen. Das war leider eine völlige Schnapsidee, also Motor aus, Segel hinaus und mühsam Meter um Meter auf der Kreuz erkämpfen, und das bei drei Meter Welle und fliegender Gischt. Aber schließlich und endlich hat auch diese Mühsal ihr Ende, wir liegen vor Anker in der ruhigen Tyrell Bay und wir denken wieder an die Minus 10 Grad in Österreich und sind rundum glücklich. Der Barrakuda, der uns ins Boot gehüpft ist, wird nun von Tadeja zu Steaks verarbeitet und wir haben Fisch-Dinner in unserem Board-Restaurant mit See-Blick, der beste Tisch mit Ausblick ist wie immer für uns reserviert

Tags darauf treffen wir auch die REBELL wieder, die wir in Mindelo vor einem Jahr das letzte Mal gesehen haben, gemeinsam mit der BLUE MOON haben sie den gleichen Kurs wie wir und wollen ebenfalls das „Wetterfenster“ für die Fahrt nach Martinique nutzen. Wir segeln die kurze Strecke nach Union Island und übernachten in der traumhaften Chetham Bay, klarieren gar nicht ein und investieren das dadurch Ersparte in einen gegrillten Lobster in der Strandbar (ein wunderbarer Luxus dieses Essen-gehen, normalerweise kochen wir ja an Board, aber manchmal da ist Schluss mit dem Sparen und dann wird geschlemmt ohne Abwaschen).

Nach einer stürmischen Nacht geht es schon früh los Richtung Bequia, und wieder bekommen wir den Wind auf die Nase, garniert mit schweren Squalls in Sturmstärke. Ach ist das Ankommen in einer ruhigen Bucht immer schön, Anker fällt, Schaukelei ist vorbei und der Herbert lacht wieder.

Zeitig brechen wir am nächsten Tag auf, im Morgengrauen wird der Anker gelichtet und die Segel der KALI MERA blähen sich im frischen Wind auf, wie ein junges Pferd galoppiert sie voller Energie nach Norden, die Gischt spritzt am Bug und die Welt ist (zumindest jetzt und hier) genau so wie sie sein soll. Es ist ein magischer Moment wenn der Vollmond noch am Himmel steht, die letzten Sterne langsam verblassen und die Sonne mit goldenen Strahlen (oder – wie bei den alten Griechen – die rosenfingrige Eos) über den Berg klettert. Der Himmel hat das ganz besondere Blau, das es nur kurz am Morgen gibt und für das es zuerst Nacht und dann wieder Tag werden muss. Als dann noch vor uns ein Squall vorbeizieht und ein Regenbogen aus dem Meer die Wasserwand emporsteigt, da sind so ziemlich alle möglichen Himmelserscheinungen gleichzeitig über uns, so als ob ein kreatives Götterkind einmal mit allen verfügbaren himmlischen Bauklötzen gleichzeitig spielen möchte. Wunderschön. Saint Vincent, die Naturschönheit mit den grantigen Bewohnern ist bald an Steuerboard, das Meer wird ruhig und Tadeja wirft die Angeln aus, vielleicht wollen ja ein paar schuppige Freunde die schöne Zeit gemeinsam mit uns verbringen. Nach den anstrengenden letzten Tagen ist es eine Wohltat, dieses friedliche Meer zu erleben. Wir sind gespannt, ob uns das Wetterglück hold bleibt, denn vor uns liegen zwei Überfahrten, die für ihre schlechte Laune bekannt sind und bei denen es bei stärkerem Wind schnell ungemütlich wird, von Saint Vincent nach St. Lucia und weiter nach Martinique. Und weil schon vor einer Woche für heute und morgen passendes Wetter für diese Überfahrten angesagt war, haben wir uns auch so beeilt, rechtzeitig hier zu sein. Wenn die Windgötter schon so guter Laune sind, dann soll man das ausnutzen, die freuen sich sicher wenn wir uns darüber so richtig freuen – und wenn wir die vielen Segler ansehen, die wie auf einer Perlenschnur aufgefädelt nach Norden segeln, da haben wohl viele andere gleich gedacht wie wir.

Bei spiegelglatter See zieht die wild romantische Wallilabou Bay, in der wir im Frühling einer Eingebung folgend so plötzlich aufgebrochen sind, an uns vorbei, der Piraten-Galgen ist weithin sichtbar, vom Fluch ist hier in der Karibik sonst nichts zu spüren. St. Vincent ist für uns die landschaftlich schönste Insel hier in den kleinen Antillen (von denen die wir bisher besucht haben), ein Naturparadies mit den schroffen Graten und lieblichen Tälern, gerne erinnern wir uns an den Aufstieg auf den fast 1000 Meter hohen Vulkan, dort ist es wie bei uns auf der Alm, nur dass man rundum das Meer sieht (so ungefähr wird es dann bei uns aussehen, wenn der Meeres-Spiegel ordentlich gestiegen ist und man vom Prebersee zum Berg Athos segeln kann).

Die von manchen gefürchtete Überfahrt von St. Vincent nach St. Lucia ist uns gnädig, der Wind hält sich an die Vorhersage und es wird ein rasantes und schönes „Hinüberfliegen“ am Wind, die Atlantikwelle ist hoch aber Kreuzwellen verschonen uns und damit bleibt das unangenehme „aufs Wasser schlagen“ aus und es geht relativ ruhig auf und ab. Knapp nach Sonnenuntergang ankern wir in der großen und geschützten Rodney Bay und fallen kurz darauf in die Koje. Mit Sonnenaufgang geht es dann wieder weiter Richtung Martinique, auch diese Überfahrt wird trotz anfänglich etwas ruppigen Bedingungen schnell und schön und am Vormittag ankern wir in Sainte Anne. Hier werden wir nun bis nach Weihnachten bleiben, viele Freunde sind schon hier und für Gesellschaft ist gesorgt. Wir freuen uns darauf, Martinique zu entdecken, den Vulkan zu besteigen und auf die schönen Wanderungen in der „kleinen Schweiz“, und natürlich auf frisches Baguette, hervorragenden Käse und guten Wein. Nach dem eher bescheidenen Angebot auf den südlichen Inseln ist der französische Lebens-Stil ein richtiges Vergnügen und wir lassen es uns gut gehen.

 

Trinidad – zurück ins Wasser :-)

Hurra, wir schwimmen wieder! Oder zumindest die KALI MERA, und wir auf ihr. Nach über einem halben Jahr an Land ist unser stolzes Schiff wieder in Ihrem Element, frisch geputzt, mit hellblauem Makeup, in Topzustand und voller Vorfreude auf die nächsten Monate. Auch wenn es nicht der erste Krantermin ist so bin ich dennoch wieder nervös ob auch wirklich alles passt, aber als dann beim ersten Antippen des Starters der Motor zu brummen beginnt und das Bugstrahlruder ohne Murren seinen Dienst aufnimmt da fällt die Anspannung ab und wir sind wieder dort wo wie hingehören.

Noch haben wir nicht ausklariert und liegen am Steg in der kleinen Marina, die zur Werft gehört. Ausklarieren das heißt „Abmelden bei den Behörden“, und das kann hier in Trinidad eine echte Herausforderung werden. Die Willkür der Behörden haben auch schon einige unserer Freunde zu spüren bekommen, Terminsetzung um 8:00 in der Hauptstadt, da ist natürlich noch alles geschlossen, kommt man dann eine Stunde später, wenn die Türen offen sind, dann hat man dummerweise seinen Termin verpasst und bekommt einen neuen zugewiesen. Ausklarieren mit unpassender Kleidung oder sogar barfuß ist zum Scheitern verdammt, so mancher Segler musste hier nach dem ersten Behördenbesuch einen kurzen Abstecher ins nächste Bekleidungsgeschäft machen um den begehrten Ausreise(!!)stempel zu erhalten.  Aber wir sind guter Dinge, das wird nächste Woche Tadeja erledigen und gegen ihren Charme ist sogar der bürokratischte Zollbeamte chancenlos (hoffentlich halt). Trick- und listenreich werden wir als Msuterschüler auftreten, so tun als ob wir alle Bestimmungen natürlich exakt einhalten werden und dann mit dem Stempel im Reisepass ganz einfach tun was wir wollen 🙂 .  Manchmal sind für den Segler kleine Notlügen erlaubt, eine solche hätte zum Beispiel den Daniel vom Katamaran ME davor bewahrt, seine 10 kg ungarischen Paprikawürste der Dame beim Zoll aushändigen zu müssen (die gar nicht unterernährte Dame hat ganz glücklich bei diesem Fund geschaut), Daniel hätte ganz einfach nicht ankreuzen sollen dass er Paprikawurst-Schmuggler ist.  Daniel: wenn Du das hier liest – wir haben extra für Dich für Weihnachten eine Wurst aus Ungarn hereingeschmuggelt!

Hier in der Marina ist es gemütlich, zwar etwas schaukelig aber wir haben wieder allen gewohnten Komfort, können unser Wasser verwenden, haben unsere Küche und nicht zuletzt auch wieder ein benutzbares WC am Schiff, ein echtes Vergnügen.

Viel Arbeit liegt hinter uns, und nachdem wir die Sachen ordentlich machen wollten und nicht „schnell-schnell“, ist so ein Schiff „einsommern“, „ausrüsten“, „alles servicieren“ und wieder „in Betrieb nehmen“ eine Angelegenheit von einigen Wochen und teilweise Schwerarbeit. Wir haben diesmal alles selber gemacht und müssen uns daher nicht mehr über den leider schon fast normalen „Pfusch“ ärgern, es ist unglaublich mit welcher Selbstverständlichkeit im „Yacht-Business“ geschummelt, gepfuscht und sogar betrogen wird.  Leere Gebinde von teuren Antifoulings (so sagt man zum Makeup bei Schiffen) werden recycled indem sie sauber gereinigt und dann mit minderwertigem Material befüllt werden, Austausch von Teilen wird verrechnet aber gemacht wird nichts, über rostige Stellen wird schnell drüber gestrichen, danach sieht man ja eh nichts mehr (das „Drüberstreichen“ ist überhaupt ein Allheilmittel gegen viele Schiffskrankheiten, geht schnell, sieht gut aus,  und hilft leider halt gar nichts).   Aber die KALI MERA hat Glück und Eigner, die aus Schaden klug geworden sind und die Arbeiten entweder selber erledigen oder mit Argusaugen daneben stehen und aufpassen.  Und so hatten wir trotz der langen Reise mit über 8000 Seemeilen im letzten Jahr keine einzige Reparatur sondern nur Routine-Service-Arbeiten und diverse Verbesserungen zu machen.

Es ist immer noch heiß, aber nicht mehr so drückend wie vor vier Wochen, die Regenzeit zeigt immer wieder warum sie so heißt und die Nächte werden schon etwas kühler. Es wird ja langsam Winter und die Temperatur sinkt wieder auf ca. 30 Grad, das läßt sich schon aushalten. Jetzt wo wir wieder im Meer auf und ab schaukeln da wird die Lust auf ein frisches Bad im Meer in der Früh schon wieder groß, aber da warten wir noch auf Grenada, hier schwimmt uns zu viel Zeugs herum das im Meer nichts verloren hat, Genschenke der Schwerindustrie die in der Nähe angesiedelt ist. Einige Tage werden wir noch hier bleiben und alles für eine weitere Saison „auf See“ vorbereiten, die neue Genua anschlagen und auf passendes Wetter für die Überfahrt nach Grenada in der nächsten Woche warten.  Bis dahin wird uns garantiert nicht fad, es gibt noch einiges zum Besichtigen hier auf Trinidad, den Markt in Port of Spain wollen wir noch besuchen, den Asphaltsee, und was auch immer die Tadeja noch aus Ihrem Reiseführer herausrecherchieren wird – es wird angeschaut 🙂