Jetzt ist es ganz offensichtlich so weit – wir müssen wieder zurück auf Schiff. Oder was kann das anderes bedeuten, wenn ich schon beim Frühstück beginne aus den Nussschalen vom Müsli ein Schiff zu basteln ? Nach nunmehr vier Monaten an Land ist es ganz einfach wieder Zeit dass der Boden wieder zum Schaukeln beginnt, und eben nicht wegen Veltliner und Blaufränkischem, sondern weil die Wellen und der Wind wieder für Bewegung sorgen. Vor drei Wochen hat mich die Unruhe wieder gepackt, ganz langsam hat sie sich eingeschlichen, der Zubehör-Katalog liegt plötzlich wieder auf der Couch, Listen mit Ersatzteilen und „noch zu Besorgen“ Sachen werden wieder geführt, in den Blogs der Segler-Freunde gestöbert und ganz selbstverständlich studiere ich jeden Tag den Wetterbericht für die Karibik (aktuell sogar mehrfach täglich, weil sich gerade eine Tropical Depression mit gutem Potential zum Hurrican sehr weit südlich entwickelt, wer weiss was da noch draus wird wenn ich das nicht kontinuierlich monitore). Für einen ungarischen Paprika-Landwirt, der ich ja zwischenzeitlich geworden bin, ist das doch ein völlig untypisches Verhalten.
Vier Monate auf dem Trockenen waren aber auch nicht schlecht, nach so langer Zeit als Nomaden haben wir das komfortable Leben hier durchaus genossen. Der Garten ist aufgeblüht, statt Fisch fangen wir Paradeiser und Paprika, und statt dem Außenborder werden die ganzen Gartenmaschinen repariert. Ölwechsel, Vergaser reinigen, viele kleine Reparaturen am Haus, eigentlich „business as usual“. Hemmungslos wird Süsswasser verbraucht und die ganzen dekadenten Haushaltsgeräte wie Geschirrspüler und Waschmaschine sind schon wieder ganz normale Alltagsbegleiter. Ein Glaserl spritzigem Weißwein statt dem Sundowner, auch daran haben wir uns sehr schnell wieder zurück-gewöhnt. Und Besuch von und bei unseren Freunden genießen, das war und ist wohl das Schönste am wieder daheim sein.
Während Tadeja wieder Bücher wälzt und sich den Studien der Weisheit widmet, wird mein Mountain-Bike wieder trainiert und nun – im Herbst – hat für mich endlich die Reitsaison wieder begonnen. Das Wetter war fast den ganzen Sommer traumhaft und jetzt – mit Herbstbeginn – beginnt die Natur hier richtig golden zu glänzen, – das Zala-Tal verwandelt sich im September zu einem Rausch von Farben und wunderschönen Landschaftseindrücken. Täglich streife ich mit Tadejas Araber-Stute Kyara durch diese traumhafte Gegend, das ist genauso gut für die Kondition der Dame wie für meinen Seelenfrieden.
Aber dennoch, so schön es auch ist, wenn man beim Frühstück schon Segelschiffe bastelt dann ist das ein Zeichen das man nicht ignorieren darf– es zieht uns wieder weiter, weiter, weiter.
Die Flüge nach Trinidad sind schon gebucht, ich werde Ende Oktober schon für zwei Wochen die Vorhut machen, das Terrain erkunden und vor allem den neuen Wassermacher einbauen, Antifouling erneuern und alles für meine Prinzessin vorbereiten. Ende November werden wir dann gemeinsam hier alles einwintern, die Schotten dicht machen und wieder zum fahrenden Volk konvertieren. Die Reise soll uns ab Dezember in die westliche Karibik führen, wir wollen Puerto Rico, die Dominikanische Republik und die British Vergin Island sehen, Jamaica und Kuba besuchen und dann über Mexiko und Belize nach Guatemala segeln. Wir sind gespannt wo wir die Balou und die Florimell wieder treffen, die haben eine ähnliche Route, und spätestens im Rio Dulce in Guatemala kommen alle wieder zusammen. Klein ist die (karibische) Welt!