Unsere Kinder haben sich auf Fuerteventura von uns verabschiedet und wir segeln nach Teneriffa, eine schnelle und teilweise ruppige Überfahrt mit Höchstgeschwindigkeiten von 8,5 Knoten bei halbem Wind lässt uns schon nach 22 Stunden in Santa Cruz einlaufen. Die Marina ist sicher und gepflegt und direkt in der Stadt, allerdings wird groß umgebaut und die Baustelle zwingt uns zu einen kleinen Umweg wenn wir ins Zentrum spazieren wollen. Santa Cruz gefällt uns, eine schöne Stadt mit guter Infrastruktur und ohne touristische Ausrichtung. Vom Extremtourismus im Süden der Insel ist hier gar nichts zu spüren, hier gefällt es uns so gut dass wir hier die weitere Zeit in den Kanaren bleiben wollen. Nach zwei Tagen bekommen wir wieder Besuch, Tina und Markus kommen aus Wien zu uns und bleiben eineinhalb Woche hier. Es ist daher wieder Aktivität angesagt: Teneriffa will entdeckt werden und unsere Freunde stecken voller Energie und Entdeckungslust. Wir nehmen einen Mietwagen und lernen die großartige Natur Teneriffas kennen. Zuerst wird der Teide, mit 3.718 Meter der höchste Berg Spaniens, der sich hier auf Teneriffa angesiedelt hat, bestiegen. Es ist ein schweißtreibender Anstieg bei dem auch die dünne Luft in der Höhe schon deutlich spürbar ist (wir starten auf 2.400 m), aber die „Bergwelt“ auf dem und um den Vulkan ist großartig. Am Folgetag wird gebadet und erholt, dann geht es weiter mit einer Durchwanderung der Masca Schlucht. Wir haben uns auf eine gemütliche Wanderung eingestellt, aber auch diesmal wird ordentlich geschwitzt. Die Wanderung führt durch eine atemberaubende Landschaft und ist sehr anstrengend, es sind zwar nur 600 Höhenmeter aber die haben es in sich, es geht dem kleinen Bach entlang über Stock und Stein, immer wieder muss etwas geklettert werden, am Ende sind wir erledigt und fahren erschöpft zur KALI MERA zurück. Ich habe kurz darauf Freundschaft mit einem ausgewachsenen Muskelkater geschlossen und wir bleiben mehrere Tage unzertrennlich, ich verordne mir etwas Ruhe.
Knapp vor Santa Cruz sehen wir Wale, einmal als wir von Teneriffa kommen und noch einmal bei einem Whale-Watching Ausflug auf der KALI MERA mit Tina und Markus. Einmal sind es drei Tiere, beim zweiten Mal tauchen zwei Wale direkt neben der KALI MERA auf. Es sind wohl Grindwale, ca fünf bis sechs Meter lang, ein sehr schönes Erlebnis.
Teneriffa ist vielfältig, gebirgig und grün, bisher für uns die schönste Insel der Kanaren, hier könnte man es lange aushalten. Florian, der Sohn unserer Freunde, der vor einiger Zeit von Wien nach Teneriffa ausgewandet ist, kommt uns auf der KALI MERA auf ein Glas Wein besuchen und gibt uns eine Menge „Insidertips“.
Viele Yachten in der Marina bereiten sich schon auf die Atlantik-Querung vor, es herrscht Leben und Betriebsamkeit, kleine Kinder spielen am Steg und überall wird repariert, ausgerüstet, verbessert und kontrolliert. Hier treffen sich die Fahrtensegler, Großteils Franzosen, hin und wieder ein deutsches, niederländisches oder dänisches Schiff und dann wir als die einzigen mit einer österreichischen Flagge. Junge Leute suchen einen Platz für eine Überfahrt in die Karibik und bieten sich als Crew an, wir haben aber vorerst vor ohne „Verstärkung“ weiterzusegeln, auch wenn es in den Nachtwachen mit einer größeren Mannschaft komfortabler wäre.
Der Einhandsegler Heinz ist mit seinen 75 Jahren und seinem selbstgebauten Stahlschiff KIKAM unterwegs in die Antarktis, die steirische Einhandseglerin Judith ist mit ihrem Hund unterwegs in die Karibik, eine Großfamilie wohnt mit Blumen und Pflanzen auf einem Katamaran und bereitet sich auf die Abreise vor, ein dänisches Pärchen ist mit einer geliehenen 110-jährigen Stahlketch unterwegs nach Bangkok, dort müssen sie in eineinhalb Jahren das Schiff wieder zurückgeben, die ganze Reise ist schon mit regelmäßigen Crewwechseln organisiert – jeder reist auf seine individuelle Art.
Tadeja nutzt die Zeit nun um Familienbesuch in Österreich und Slowenien zu machen und ich mach das gleiche wie der Rest der Segler – ich bereite das Schiff für die Atlantik-Querung vor…