Das Wetter ist günstig für uns, der Wind weht nicht mehr aus Süden und die Wellen gehen zurück, ein Auslaufen aus Rabat ist nun möglich. Nach etwas Warterei beim Ausklarieren weist uns das Pilot-Boot wieder den Weg in den Atlantik. Nach zwei Nachtfahrten erreichen wir in der Früh Essaouira, das bekannte Künstler- und Fischerdorf. Wir sind die einzige Yacht und gehen längsseits an ein uraltes Schiff der Küstenwache. Freundliche Beamte und ein umständliches Ausfüllen von Formularen bei der Küstenwache, der Polizei und dem Hafenmeister. Der erste Eindruck in Essaouira ist Fisch, der zweite, dritte und vierte ebenso und dann hat vorerst einmal kein weiterer Eindruck Platz. Wir liegen mitten im Fischerhafen, dem ältesten Hafen Marokkos, Fischmarkt ist überall, es hat ein unvergessliches Fischaroma, Jonas im Walbauch muss es ähnlich gegangen sein, Fisch, Fisch, Fisch, Fisch. Die ganze Welt besteht aus Fisch und Fischkutter und Möven und Katzen und Fisch. Der Fang wird an Ort und Stelle verkauft, geputzt, ausgenommen, gekocht, gegessen oder in Kühltransporte verladen. Es gibt riesige Aale, Unmengen an Sardinen, Hummer, Meeresspinnen, Riesenkrabben, Haie. Das Meerwasser im Hafen ist eine ölige braune Suppe, was dort hineinfällt verschwindet wohl auf Nimmerwiedersehen, und dennoch springen ein paar Jugendliche hinein. In der Nacht zwängt sich ein Fischkutter nach dem anderen in den Hafen, es wird geschlichtet wie Autos auf eine griechische Fähre, unglaublich wie sich diese riesigen Rostkähne einer nach dem anderen hineinquetschen – mir wird ganz schwindlig, wenn die riesigen Stahlnasen wenige Zentimeter an unseren Wanten vorbeifahren. Die Kutter sehen aus wie ein schwimmender Autofriedhof, nicht zu vergleichen mit den hübschen bunten Fischerbooten im Mittelmeer. Kurz nach uns kommt der österreichische Katamaran FLORIMELL (www.florimell.at) mit Connie, Harald, Franziska und Simon in den Hafen, wir legen uns „auf ein Packerl“ und verbringen einen netten gemeinsamen Abend, mein Geburtstag wird mit einem Abendessen (Fisch in Salzkruste) im Chez Sam und einer Flasche Rotwein auf der FLORIMELL gefeiert. Ein Spaziergang durch die Stadt am nächsten Tag eröffnet dann ganz andere Eindrücke, außerhalb vom Hafen gibt es eine saubere, touristisch erschlossene und sehr hübsche Stadt, Künstlerläden in engen Gassen, romantische Restaurants, ein riesiger Sandstrand, auf dem Tadeja zu einem Kamelritt eingeladen wird; berittene Polizisten auf Berberhengsten patrouillieren am Strand und Touristen liegen in der Sonne und baden im kühlen Atlantik. Es ist unser letzter Eindruck von Marokko, wir haben schon ausklariert, die Zollformalitäten erledigt und werden am Sonntag in der Früh zu den Kanaren aufbrechen.
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Wir haben einige Tage gemütlich in Rabat verbracht, ich habe wieder ausreichend am Schiff herumgeschraubt, der Fokus liegt nun nicht mehr auf Reparaturen sondern ich habe einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess (Schiffs KVP) eingeleitet. Mit unseren Stegnachbarn Bill und Judy von BE-BE machen wir einen Ausflug in die Medina zum Staunen und Essen, zum Großeinkauf überfallen wir den Carrefour in Sale.
Dann machen wir uns wieder auf und reisen bequem mit der Bahn erster Klasse nach Marrakesch. Unsere Unterkunft ist ein Riad mitten in der Medina, wir nehmen ein Taxi vom Bahnhof. Diesmal sind wir gut vorbereitet, mit Google maps und einem Navigationsprogramm habe ich schon genau markiert wo wir hin müssen. Wir ignorieren die ersten Taxi-Schlepper direkt am Bahnhof, die uns für nur 50 Dirham zur Medina bringen wollen (very cheap mister), halten ein Taxi auf und überreden den Fahrer sanft, das Taxameter einzuschalten (es ist doch nicht kaputt, man muss nur probieren und alles geht wieder). Wir haben unser Taxi Lehrgeld in Fes bezahlt, 100 Dirham (10 Euro) hätte der vom Hotel organisierte Taxi Transfer gekostet, 50 Dirham haben wir dann als Festpreis einem Taxifahrer bezahlt um dann am Rand der Medina abgesetzt zu werden, 10 Dirham hat die Rückfahrt zum Bahnhof mit Taxameter gekostet. Wir haben also so eine Art Taxigast-grundausbildung mitgemacht und damit werden wir um 25 Dirham in Marrakesch direkt in das Herz der Medina gefahren, in die Nähe vom Hotel und soweit das Taxi halt wegen der sehr engen Gassen fahren kann. Ein großzügiges Trinkgeld zaubert dann ein Lachen in das Taxler-Gesicht und wir sind alle sehr zufrieden.
Die Medina ist vielfach autofrei, aber wohl einfach deswegen, weil die Straßen zu eng zum Durchkommen sind. Aber alles was fahren kann und schmäler ist als eineinhalb Meter bewegt sich mit Höchstgeschwindigkeit, Eselkarren, Pferdekutschen, Handwagen, Fahrräder und Mopeds sowie diverse andere Gefährte für die es im Westen noch keine Namen gibt. Mopeds knattern mit atemberaubender Geschwindigkeit durch die Menschenmassen, es ist für uns Europäer völlig unverständlich warum es nicht ununterbrochen zu Zusammenstößen kommt, im letzten Moment wird gebremst, es werden Haken geschlagen, abenteuerliche blitzschnelle Ausweichmanöver durchgeführt und millimetergenau an den Zehen vorbeigefahren. In vielen Jahrhunderten hat sich hier wohl durch die Medinaevolution und harte Auslese ein besonderes Zusammenleben zwischen Mopeds, Eselkarren und Fußgängern entwickelt, Marrakesch ist so eine Art Moped-Galapagos. Gäbe es eine Weltmeisterschaft im Moped-Trickfahren – die ersten hundert kämen alle aus der Gattung MMM (Marrakesch Medina Mopedfahrer).
Wir erhalten von unserer französischen Riad-Wirtin eine gute Einführung in Marrakesch, die ersten Ausritte in der Medina machen wir mit ihr als Vorreiter, dann werden wir mit vielen Tips zum Einkaufen und mit allgemeinen Verhaltensregeln zum Umgang mit Taschendieben und Soukverkäufern alleine auf die Reise geschickt. Wir (pluralis majestatis) wollen gar nichts kaufen, am Ende des Tages kommen wir (siehe oben) wie ein Packesel bepackt zurück.
Wir streifen auf „dem grossen Platz“ herum, machen einen Bogen um die dressierten Affen und die armen beschwörten Schlangen, hören einem Märchenerzähler zu (vielleicht war es auch ein kostümierter arabischer Lokalpolitiker bei einer Wahlrede, wir haben ja nichts verstanden), bewundern die Akrobaten und Musiker und nachdem wir ungefähr 27 mal „maybe tomorrow“ (gefühlte mindestens 1179 mal) zu einem der Lokalschlepper gesagt haben essen wir an einem der appetitlichen und bunten Stände in der Gastronomie-Meile eine traditionelle Suppe, die kostet 3 Dirham und gewährt uns für die Dauer der Einnahme Schutz.
Wir haben wunderbare marokkanische Lederschlapfen im 1001 Nacht Design erworben, vorne aufgebogen wie ein türkisches Krummschwert und sehr bequem. Wenn ich mir nun noch einen Kaftan zulege dann sehe ich aus wie ein mit Wachstumshormonen behandeltes Heinzelmännchen.
Wenn wir irgendwo stehen bleiben, in den Stadtplan schauen oder einfach nur ein ratloses Gesicht machen (was einem hier schnell passiert) dann ist blitzartig jemand zur Stelle um uns zu helfen. In der Medina sind es Kinder, die uns den Weg zum Riad zeigen wollen, mit viel Intuition folgt wir dem der uns dann auch richtig führt und nicht dem der schon von vornherein sorgenvoll erklärt „it is closed“. In den Souks haben wir plötzlich – ohne es zu wollen – einen Führer, der wie ein wandelndes Leuchtfeuer immer 10 Meter vor uns marschiert und uns den Weg zum Gewürzbasar weist. Wir biegen dann sehr zu seinem Missfallen nach rechts ab und kommen wirklich zum Gewürzbasar, zu welchen Gewürzen er uns geführt hätte möchte ich gar nicht wissen. Soviel offene und aktive Hilfsbereitschaft ist mir als eigenbrötlerischen Gebirgsbewohner schon fast etwas zu viel, aber ignorieren hilft nichts, man wird so lange traktiert bis man eine Antwort gibt. Das Zauberwort heisst „maybe later“ und damit können beide Seiten ohne Gesichtsverlust weiter gehen. Bietet einem jemand freundlich Hilfe an, dann kann man davon ausgehen, dass er etwas vorhat, das einem die Brieftasche erleichtert, und dennoch sind wir davon überzeugt, dass man, bräuchte man wirklich Hilfe, diese auch sofort bekommen würde.
Marrakesch beansprucht alle unsere Sinne, so intensiv, dass es anstrengend ist. Es ist laut, Mopeds knattern, es wird überall getrommelt und gesungen, Knaller werden gezündet, Waren werden lautstark angepriesen, es blinkt und glitzert in den Geschäften und dann kommt noch ein ganzes Universum an Gerüchen dazu, eine wilde Mischung aus Parfum, Kochdüften in allen Varianten, Gemüse, Obst und Schlachtgerüchen, Fisch, Fleisch und Blut, Leder, Mopedabgasen, Müll und diversen menschlichen und tierischen Ausscheidungen. Der nicht endend wollende Verkehr gibt mir den Rest, nach so einem Tag in der Medina bin ich erledigt und falle ins Bett, wenn ich die Augen zumache dann zischen noch die Mopeds umher und überall bewegt sich alles.
Die Medina von Marrakesch folgt keinem logischen Aufbau, vernünftig breite Straßen enden an einer Mauer, winzige Durchgänge sind Hauptverkehrsadern, wo man links gehen sollte muss man rechts gehen, oben ist unten und vorne hinten. Und ein Wunder geschieht – Tadeja, die sonst immer sofort die Orientierung verliert und links und rechts vertauscht, bewegt sich mit schlafwandlerischer Sicherheit durch das Chaos, während ich mit meinem eingebautem Navigationssystem ins Stolpern komme. Es muss sich um eine Drehung des Logik – Raum – Kontinuums handeln, eine Marrakesch Singularität, die durch eine übermäßige Anhäufung von technischen Universitäten in anderen Teilen der Welt ausgeglichen wird.
Das Zentrum von Marrakesch ist der Platz der Gehenkten, hierher kommen am Abend die Menschenströme aus allen Richtungen zusammen um ins Leben einzutauchen. Es wird gegessen, getrunken und getanzt, Lampen, Schildkröten, Gewürze und allerhand Tand wird verkauft, Menschen mit und ohne Pferd, Moped und Esel bewegen sich in alle Richtungen, und wenn dann die Trommeln einsetzen dann beginnt der Platz wie ein großes uraltes Wesen zu leben, eine Energie wogt hin und her und wie ein großes Herz halten die Trommeln den Kreislauf in Bewegung. Wir sitzen auf der Dachterrasse des Cafe de France und lassen uns von der Stimmung gefangen nehmen, eine unbestimmte Sehnsucht ergreift uns und wir werden eins mit der Umgebung.
Wir sind nun schon seit genau einem halben Jahr unterwegs, vor sechs Monaten bin ich in die Türkei auf die KALI-MERA übersiedelt. Die Zeit ist rasend schnell vergangen, auch wenn es im Rückblick ein sehr langer Zeitraum war. Wir haben so viel Neues erlebt und die Zeit war intensiv, in der Erinnerung dehnt sie sich weiter aus. Und auch wenn wir uns anfangs offen gelassen haben wie lange wir wirklich unterwegs sein wollen, vorerst ist von Rückkehr noch keine Rede…
Sale, FlaggeMarrakesh, Markt in den SouksMarrakesh, lokales TrikeMarrakesh, Kasbah-MoscheeMarrakesh, GewürzeMarrakesh, GemüsemarktMarrakesh, GegenverkehrMarrakesh, EinkaufMarrakesh, Dachgarten beim Fotografie-MuseumMarrakesh, auch im Hinterhof wird gekochtMarrakesh, TouristenverkehrMarrakesh, StrassenbildMarrakesh, TransportMarrakesh, SchlangenbeschwörerinMarrakesh, Mond und Moschee hinter ‚dem Platz‘Marrakesh, Medina von obenMarrakesh, Medina nach dem RegenMarrakesh, Sonnenuntergang ‚am Platz‘Marrakesh, LampenverkäuferMarrakesh, Trommeln ‚am Platz‘Marrakesh, Mond und Moschee hinter ‚dem Platz‘
Wir wollen mehr von Marokko, packen also unsere Rucksäcke und steigen in die gar nicht hierher-passen-wollende hochmoderne und sehr saubere Tram zum Bahnhof von Rabat. Nach einer angenehmen Zugfahrt bringt uns ein Taxi bis zur alten Stadtmauer der Medina, denn innerhalb sind nur Esel als Beförderungsmittel erlaubt – es würde ein Auto aber auch schwerlich hindurchpassen. Wohin jetzt? Unsere Ratlosigkeit wird bemerkt, noch ehe sie uns selbst bewusst wird, und schon hat uns ein hilfsbereiter Wegsucher gefunden (im wahrsten Sinne des Wortes), der uns im flotten Tempo dreimal die Medina im Kreis führt, bis er uns im Gewirr der neuntausend Gässchen an unser Ziel bringt. Fes hat uns regelrecht aufgesogen, und wir genießen es vom ersten Augenblick an!
Unsere Unterkunft erweist sich als ein Palast aus 1001-er Nacht – ein märchenhaftes Riad, eines der vielen meist von Ausländern renovierten alten Herrschaftshäuser mit Innenhofgärten. Hinter unscheinbaren Mauern liegen ungeahnte Schätze verborgen, die in Staunen versetzen – bunte mit Mosaik geschmückte Böden und Stuckaturen an den Wänden, reich verzierte Fensterläden und vorgewölbte Haremsfenster, durch die die Frauen ungesehen das Treiben auf den Straßen beobachten konnten – gemütlich ist es aber nicht!
Umso gemütlicher unser stimmungsvolles und köstliches Abendessen inmitten einer grünen Oase, mit kunstvoll gestaltetem Hausbrunnen und allerlei museumswürdigen Einrichtungsgegenständen.
Nach einem ultra-verwöhn-wahnsinns-bauchvollstopf-Frühstück sind wir reif, uns unter der Führung von Samira Fes einzuverleiben. Die verwinkelten Gassen winden sich bergauf und bergab, zeigen sich in buntem Gewand oder kahl und tonlos, verschwinden manchmal im Nirgendwo und geben Pracht unmittelbar neben Armut preis. Unsere Riechorgane erleben wahre Geruchskaskaden – duftende Gewürze wechseln sich mit Gestank nach rohen Tierfellen (unvorstellbar!) ab, herber Kamelfleischgeruch weht uns entgegen, ein von oben baumelnder Kamelkopf mit langen Wimpern weist unmissverständlich auf die Quelle hin, Eselsdung und Katzenpisse wetteifern mit süßem Weihrauch und türkischem Honig.
Wir dürfen einen Schritt in einen Kindergarten oder eine Art Vorschule tun, sechs Kinder sitzen mit verschränkten Armen vor der Lehrerin und sagen einstimmig Koranverse oder Poesie auf – und für den Besuch wird gleich ein begeistertes „Bruder Jakob“ auf Marokkanisch angestimmt.
Wir werfen verstohlene Blicke in für Nicht-Muslime verbotene Moscheen, auch die prachtvoll verzierte älteste Koranschule und Universität aus dem 9. Jh. ist nur bis zum Vorhof zugänglich.
Dafür darf man sich die Gerberei und das dazugehörende Ledergeschäft nach Herzenslust zu Gemüte führen, was leider trotz mitgelieferter „Gasmaske“ (ein Minzezweig) nur beschränkt möglich ist – es stinkt bestialisch!
Der angeblich letzte verhutzelte Bearbeiter von Horn – inzwischen lieben alle Marokkaner Plastik – wird uns vorgeführt, wir bewundern teuren Berberschmuck und filigrane Holzarbeiten mit Kamelknochenintarsien, während zwischen unseren Füssen streunende Katzen in Miniformat hindurchhuschen.
Metallisches Klopfen kündigt schon von Weitem das Viertel der Kupfertreiber an – wunderschön glänzendes Kochgeschirr – zu unserem Glück fehlt weder die Geschicklichkeit der Teppichweberin mit den geschwinden Fingern, noch die Hochzeitsmöbel aus weiß und gold getünchtem Zedernholz, weder Kaftane und Dschellabas in allen Farben und Ausführungen, noch Arganöl und Kajalpulver – und noch ganz viel Tand und Ramsch, an dem nur die Packesel unbeeindruckt vorbeitrotten, kurz, ein perfekter Basar!
Den Abend verbringen wir mit Geschichtenhören in einem literarischen Kaffeehaus, vorgetragen von einem echten Geschichtenerzähler und seinem epischen Nachwuchs. Obwohl die Geschichten teilweise auf Arabisch erzählt werden, nehmen sie die Zuhörer gefangen und zaubern allen, ob jung oder alt, staunende Kinderaugen ins Gesicht.
Der Heimweg durch das nächtliche Fes hat eine eigentümliche Stimmung – kaum noch Frauen in den Straßen, dafür jede Menge lärmender Kinder, alte bettelnde Männer und geschäfteschließende Händler – die Nebengassen, durch die wir unser Riad suchen müssen, sind dunkel und verlassen; obwohl Gastfreundschaft in Marokko hoch geschrieben steht, hoffen wir, dass es auch nachts noch so ist.
Am nächsten Tag steht das jüdische Viertel am Programm – wir haben es uns anders vorgestellt! An den einstigen Wohlstand erinnert nur noch die Fassade mit den zierlich geschnitzten Balkonen. Viele Juden sind schon vor langer Zeit ausgewandert, und der Bezirk außerhalb der Stadtmauern wirkt etwas heruntergekommen, mit Ausnahme des darin prangenden Palastgebäudes, das mit den umliegenden Gärten 80 ha für sich beansprucht. Bewundert werden darf nur das riesige, schwere, fest verschlossene und bewachte Messingtor. Als wir Unwissenden über den gepflasterten Platz auf die andere Seite spazieren wollen, werden wir von der Wache energisch zurückgepfiffen.
Wir schaffen noch die Besichtigung des ganz in weiß getünchten jüdischen Friedhofs und der Parkanlage vor dem blauen Tor – dann knickt mein Captain ein – ein Virus hat ihn erwischt. Während er schwitzend im Bett das Fieber von innen bekämpft, gönne ich mir ein paar heiße Stunden im marokkanischen Hamam – ich werde geschrubbt, mit Eukalyptusseife geputzt und mit duftendem Orangenblütenöl eingelassen und durchgewalkt – ein herrliches Antifoulingprogramm!
Zum Auskurieren beschließen wir, wieder aufs Schiff zurückzukehren und Marrakesch in ein paar Tagen von dort aus zu besuchen.
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Die Straße von Gibraltar zeigt uns ihr freundliches Gesicht – kaum Verkehr, ruhiges Meer und auch die Sicht ist gut. Nichts von den erzählten „Schauererfahrungen“! Mehrfach zeigen sich zu unserer Freude große Gruppen von Delfinen und einmal wohl wieder zwei oder drei Wale – sie waren zu weit weg um sie eindeutig zu bestimmen, für die Entfernung jedoch schienen sie viel zu groß und behäbig, um Delfine zu sein.
Fast merken wir nicht dass wir in den Atlantik überwechseln, so ruhig und glatt empfängt er uns – der geopferte Campari scheint Poseidon zu schmecken, bekommt er sicher nicht so oft! Doch in der zweiten Nachthälfte während Herberts Wache kommt Wind auf und wir brausen hart am Wind mit 7-8 Knoten entlang der marokkanischen Küste, mit ausreichendem Respektabstand wegen der weit draußen ausgelegten Fischernetze – auf Grund der Krängung schlafe ich supergemütlich quer und etwas aufrecht im Bett. Not macht erfinderisch!
Die hohen und weichen Wellen tragen uns dann bis zur Flussmündung von Rabat, was das Einlaufen laut Berichten schwierig machen könnte. Ein Lotsenboot holt uns ab, von links und rechts winken sie uns aus Fischerbooten zu, während riesige Wellen unter uns hindurch rollen. Dann bleiben wir in einem Wellental fast stehen, um dann von der größten Welle wie auf einer Achterbahn hoch emporgehoben zu werden, während das Lotsenboot dahinter ganz verschwunden ist. Danach, als wäre es nur ein Spuk gewesen, fahren wir in völliger Ruhe den Flusslauf entlang bis zur modernen Marina, die erst wenige Jahre in Betrieb ist.
Natürlich gehen wir, oder besser gesagt ich, gleich einmal einem bemühten Galeristen auf den Leim, der uns eine Stadtführung verspricht und uns – in Erwartung eines Großeinkaufs – in die Keramikwerkstätten von Salé führt. Nachdem er von uns aber nichts als große Bewunderung für die Töpferwaren erntet, bringt er uns zu seiner Ehrenrettung noch zum wunderschönen Grabmal von Abou el-Hassan Ali und lässt uns dann wieder frei. Die Medina (Altstadt) von Rabat beschließen wir dann am Nachmittag auf eigene Faust zu erkunden.
Nach einer Pause am Schiff setzten wir mit einem traditionellen Ruderboot von Salé nach Rabat über, spazieren durch die Alhambra und die Andalusischen Gärten, inspizieren von den hohen Stadtmauern die eingehenden Atlantik-Wellen und holen uns mit einer Zuckerspritze marokkanischen Minztees neue Kräfte. Im farbenprächtigen Basar und den schmutzigen Straßen bekommen alle unsere Sinne neue Impulse und wir wissen – wir sind im Orient, wir sind in Marokko.
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Fast drei Wochen waren wir nun in Ungarn, Slowenien und kurz auch in Österreich. Eine schöne Zeit, unsere Freunde und die Kinder haben uns besucht, nach so langer Zeit zu zweit waren die Abende im vertrauten Kreis etwas Besonderes. Nach einem wunderbaren Spätsommer ist es in Ungarn Herbst geworden, sonnige Tage aber schon kühl. Es ist die richtige Zeit wieder nach Südspanien zurück zur KALI MERA zu reisen. Auch in La Linea ist es am Abend schon jeans- und pulloverfrisch, aber die Tage sind sommerlich warm. An Board wird nun wieder „gehämmert und geschraubt“, für die letzten noch ursprünglichen Elektronik-Komponenten ist die Zeit gekommen, in den Ruhestand zu treten. Radar und Plotter werden ausgetauscht, alles geht gut und dauert doppelt so lang als geplant, und dann geht noch ein halber Tag drauf, den Wasserhahn an Tadejas Waschtisch zu tauschen, das Zeug ist so eng und verbaut, dass man dafür einen maximal 8-jährigen voll ausgebildeten Feinmechaniker mit Gummihänden brauchen würde, um das zu montieren. Letztendlich funktioniert dann alles, aber ich würde gerne den Konstrukteur dazu verurteilen, 138 Wasserhähne zu tauschen und dazu noch die Lampen von 19 Nebelscheinwerfern eines VWs zu ersetzen. Da würde ich gerne zuschauen und Kommentare abgeben, schon der Gedanke daran versöhnt mich mit der Welt. Wir treffen zum Abendessen Rugine und Simon von der MOONSHINE und auch noch Judy und Bill von BEBE, die nach dem alten Henry Amel wohl bekanntesten Amel-Segler der Welt, und verbringen eine nette Zeit. Immer öfters treffen wir „alte Bekannte“, jetzt haben sich die Urlaubs-Segler von den Fahrtenseglern getrennt, wir sind alle in die gleiche Richtung unterwegs. In La Linea hat sich unser Steg gefüllt, einige Schiffe sind dazugekommen und fast alle machen sich für die Weiterfahrt zu den Kanaren bereit, es herrscht schon Aufbruchsstimmung. Fleißig wird überall repariert und verproviantiert, Wäsche gewaschen und das Schiff reisefertig gemacht. Auch wir wollen weiter, allerdings nicht direkt zu den Kanaren sondern zuerst nach Marokko, für eine ausgedehnte Besichtigungstour. Das Wetter ist günstig, also wird noch ausgiebig eingekauft und dann geht’s weiter auf den Atlantik.
PS: Zwischenzeitlich sind wir wohlbehalten in Rabat / Marokko angekommen und haben den Atlantik hautnah erlebt, jetzt wird erst einmal geschlafen…
La Linea – Aufbruch zum EinkaufLa Linea – Blick auf GibraltarLa Linea – Asinus Clitellarius auf DrahteselLa Linea – StrandpromenadeLa Linea, Abendstimmung in der MarinaMarokko – FahnentauschStrasse von Gibraltar – die professionelle Delphinanlockerin